TU München: erstmals CXCR4 -Hemmer gegen HIV entwickelt?

Forscher der Technischen Universität München haben ein Molekül entwickelt, das sich als CXCR4-Hemmer gegen HIV eignen könnte. Es wäre der erste CXCR4-Hemmer.

HIV benötigt zum Andocken an Zellen nicht nur den CD4-Rezeptor, sondern auch einen von zwei Ko-Rezeptoren, CCR5 oder CXCR4. Wähhrend es gegen CCR5 bereits ein zugelassenes Medikament auf dem Markt gibt (den CCR5-Hemmer Maraviroc, Handelsnamen Censentri®, Selzentry®), wurde gegen CXCR4 bisher kein Hemmstoff gefunden.

Das von den Forschern des Lehrstuhls für Pharmazeutische Radiochemie und am Institute for Advanced Study der TUM entwickelte modifizierte Peptid weist eine 400- bis 1.500-fach bessere Bindung an CXCR4 auf als bisher bekannte Substanzen. Sie hoffen, so einen neuen Wirkstoff-Kandidaten gegen HIV gefunden zu haben.

„Wir freuen uns, dass wir mit unserem neues Peptid-Design einen Wirkstoff entwickelt haben, den wir für die Therapie lebensbedrohender Krankheiten anwenden können“, sagt Prof. Horst Kessler, ein Senior Fellow im TUM Institute for Advanced Study und „Emeritus of Excellence“ in der Fakultät für Chemie. „Das Molekül könnte eine wirksame Waffe gegen besonders aggressive HIV-1-Stämme sein. Diese Viren finden wir häufig bei Patienten, die seit langer Zeit HIV-infiziert sind“, ergänzt Prof. Ruth Brack-Werner, Virologin am Helmholtz Zentrum München. „Verbindungen dieser Art bieten ungeahnte Möglichkeiten für die Entwicklung neuer Medikamente“, erklärt Prof. Hans-Jürgen Wester, Leiter des Lehrstuhls für Pharmazeutische Radiochemie. „Wir warten daher mit großer Spannung auf die ersten präklinischen und klinischen Tests.“

.

3d-Strukturmodell des CXCR4-Rezeptors, S. Jähnichen
3d-Strukturmodell des CXCR4-Rezeptors, S. Jähnichen

3D structure model of the CXCR4 chemokine receptor in complex with the small molecule antagonist IT1t. The stucture model was rendered using PyMol 0.99 based on the X-ray crystal structure data from a CXCR4-T4 lysozyme fusion protein in complex with IT1t (PDB 3OE9; Wu B, Chien EY, Mol CD, et al. (October 2010). „Structures of the CXCR4 Chemokine GPCR with Small-Molecule and Cyclic Peptide Antagonists“. Science. DOI:10.1126/science.1194396. PMID 20929726.).
12 November 2010, S. Jähnichen

.

TU München 09.08.2012: Potenzieller Wirkstoff-Kandidat gegen AIDS zeigt erhöhte Aktivität – Molekül gegen HIV: kleine Änderung, große Wirkung und Pressemitteilung
Originalpublikation:
A Conformationally Frozen Peptoid Boosts CXCR4 Affinity and Anti-HIV Activity. Oliver Demmer, Andreas O. Frank, Franz Hagn, Margret Schottelius, Luciana Marinelli, Sandro Cosconati, Ruth Brack-Werner, Stephan Kremb, Hans-Jürgen Wester, and Horst Kessler. Angewandte Chemie Int. Ed. 2012, 51, 8110-8113, DOI: 10.1002/anie.201202090

.

Berlin Patient nicht allein – zwei weitere HIV-Positive mit Knochenmark-Transplantation ‚geheilt‘?

Hat der ‚ Berlin Patient ‚ zwei ‚Weggefährten‘? In Boston sollen zwei weitere Personen nach Knochenmark-Transplantationen von HIV ‚geheilt‘ worden sein.

Der ‚Berlin Patient‘ machte vor einigen Jahren Geschichte, noch immer weckt er mediales Interesse. Timothy Ray Brown war an Leukämie erkrankt und gleichzeitig HIV-infiziert. Mediziner an der Berliner Charité unter Leitung von Dr. Hütter begannen 2007 mit einer innovativen Behandlung. Statt dem Patienten “nur” eine ‘normale’ Stammzelltherapie zukommen zu lassen, benutzten sie Stammzellen eines Knochenmark-Spenders, bei dem aufgrund einer seltenen Mutation (ca. 3 – 5% der Bevölkerung) ein bestimmter Korezeptor (CCR5) fehlt – den jedoch HIV wiederum zur Infektion von Zellen benötigt. Resultat der komplizierten Behandlung: Brown ist von Leukämie geheilt – und HIV-negativ. Die „erste funktionale Heilung von HIV“, für die Dr. Gero Hütter 2010 ausgezeichnet wurde.

Nun berichteten zahlreiche Medien im Rahmen der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington von zwei weiteren Fällen. Doch Beobachter mahnen zur Vorsicht.

Ein etwa 20-jähriger von Geburt an HIV-positiver Mann sowie ein etwa 50-jähriger seit den 1980er Jahren HIV-infizierter Mann sollen nach Knochenmark-Transplantationen ebenfalls frei von HIV sein. Beide Männer wurden zu unterschiedlichen Zeiten im Brigham and Women’s Hospital in Boston behandelt. Beide erhielten auch nach der Knochenmark-Transplantation weiterhin antiretrovirale Medikamente. Nach acht Monaten waren die Zellen der beiden Patienten ersetzt durch die Zellen des (HIV-negativen) Knochenmark-Spenders. Die Zahl der HIV-Antikörper ging zurück, weder HIV-DNA noch -RNA konnte nachgewiesen werden. Derzeit könnten keine Spuren von HIV nachgewiesen werden, so Forscher. Vermutlich habe die antiretrovirale Therapie in den acht Monaten verhindert, dass die neuen Zellen erneut mit HIV infiziert würden.

Einige Beobachter raten zu Vorsicht bei der Interpretation der bisherigen Ergebnisse sowie dem Vergleich mit dem ‚ Berlin Patient ‚. So sei im Gegensatz zum ‚ Berlin Patient ‚ in diesen beiden Fällen Knochenmark eines Spenders verwendet worden, das nicht die CCR5-Depletion aufweist. Zudem sei eine weniger starke Chemotherapie eingesetzt worden (so dass sie während und nach der Transplantation weiterhin ihre antiretroviralen Medikamente nehmen konnten). Zudem seien beide, anders als Brown (der seit über 5 Jahren keine Aids-Medikamente mehr nehme) derzeit weiterhin auf antiretroviraler Therapie – ein Erfolg müsse sich erst in einer Therapiepause erweisen. Noch sei es zu früh, von weiteren Fällen einer „functional cure“, einer ‚funktionellen Heilung von HIV‘ zu sprechen.

Der ‚ Berlin Patient ‚ Timothy Ray Brown äußerte sich im Mai 2011 erstmals selbst im Interview im US-Fernsehen: „Ich bin von HIV geheilt“. Später kamen allerdings wieder Zweifel auf, Spuren von HIV wurden entdeckt – der ‚Berlin patient‘ doch nicht von HIV geheilt? Nach lebhaften Debatten erklärte sein Arzt: er gilt weiterhin als von HIV geheilt, die Funde konnten zunächst nicht bestätigt werden, spätere Funde erwiesen sich als Virus-Bestandteile, nicht komplettes HIV.

Auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz 2012 in Washington hatten Wissenschaftler eine ‚Strategie zur Heilung von HIV‚ auf den Weg gebracht. Ko-Vorsitzende dieser Srategie ist Françoise Barré-Sinoussi, neue Präsidention der International Aids Society IAS.

Zudem hatten französische Forscher einen einen Ansatz vorgestellt. Sie hoffen, mit einer sehr frühen Behandlung direkt nach Infektion eine ‘funktionale Heilung’ erreichen zu können.

.

weitere Informationen:
HIVplus 27.07.2012: Two Men Possibly Cured of HIV With Bone Marrow Transplant
POZ 28.07.2012: New Stem Cell Transplant Cases Encouraging, but Cure Buzz May be Premature
.

Sex is the Question – ‚größte Befragung aller Zeiten‘ zu schwulem Sex in den USA

Sex is the Question – Um Sex geht es. Die ‚größte Befragung‘ zu schwulen Sex, die jemals in den USA von einer Bundesbehörde durchgeführt wurde, haben die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden CDC Mitte August 2012 gestartet.

Sex is the Question - CDC-Befragung
Sex is the Question - CDC-Befragung

Die in englischer sowie spanischer Sprache durchgeführte und als vertraulich bezeichnete Befragung zielt insbesondere auf Einstellung und Umgang mit sexuell übertragbaren Krankheiten sowie HIV. Sie soll den CDC dazu dienen, die (HIV- / Aids-) Prävention in den USA zu verbessern:

„The resulting data will help the Centers for Disease Control and Prevention and state and local health departments better understand patterns of behavior- both sexual and health promoting- among men in our communities, and to make sure our prevention resources have the greatest impact.“

Besonderes Feature der Befragung: sofortiges online-Feedback während der Befragung: bereits nach dem Beantwortens der Fragen kann man sehen, wie andere Teilnehmer im Vergleich geantwortet haben.

Die Teilnahme an der Befragung erfolgt über spezielle „Invites“ (‚Einladungen‘) z.B. von Freuden (die z.B. bereits an der Befragung teilgenommen haben) sowie gezielte Verlinkung auf Internetseiten wie gay.com oder der Kampagne ‚it gets better‘.

Geleitet wird die Befragung von Patrick Sullivan, DVM, PhD von der Rollins School of Public Health, Emory University, Atlanta, früher Chef der ‚Behavioral and Clinical Surveillance Branch‘ der CDC.

Medienberichten zufolge wird für jeden ausgefüllten Fragebogen ein Betrag zugunsten des Projekts „It Gets Better“ gespendet.
.

Sex is the Question
Advocate 15.08.2012: CDC Launches Largest Sex Survey Ever of Gay and Bi Men
.

Versicherungen für HIV-positive Menschen in der Schweiz nach wie vor keine Selbstverständlichkeit

Versicherungen für HIV-positive Menschen in der Schweiz nach wie vor keine Selbstverständlichkeit

HIV-positive Menschen werden diskriminiert, besonders häufig bei Versicherungen am Arbeitsplatz. Das zeigt die aktuelle Diskriminierungsmeldung der Aids-Hilfe Schweiz. Die Abschaffung von unbegründeten Ausschlüssen aus Versicherungen könnte dies verhindern.

Drei von vier HIV-positive Menschen in der Schweiz gehen einer geregelten Arbeit nach. Dank der Behandlungserfolge ist HIV heute eine chronische Krankheit und HIV-positive Menschen leisten ihren Beitrag zur Wirtschaft. Und trotzdem werden sie diskriminiert.

Das zeigt die aktuelle Diskriminierungsmeldung der Aids-Hilfe Schweiz. Benachteiligungen von HIV-positiven Menschen am Arbeitsplatz und bei Versicherungen sind besonders häufig. Rund 46% der im ersten Halbjahr gemeldeten Fälle betreffen den Arbeitsplatz oder damit zusammenhängende Versicherungen – das sind nach wie vor zu viele.

Da ist der Fall von Reto M. (Name geändert). Mit der Absicht, den Betrieb seiner Eltern zu übernehmen, wollte er eine Einzeltaggeldversicherung als Absicherung abschliessen. Diese wurde ihm wegen HIV verweigert. Reto M. kam in Erklärungsnotstand, wussten doch seine Eltern nichts von seiner Infektion. Nicht nur seine berufliche Zukunft stand auf dem Spiel, er musste auch befürchten, dass seine HIV-Infektion bekannt wurde. Dank der Intervention der Aids-Hilfe Schweiz konnte eine Versicherung gefunden werden, die keinen generellen Ausschluss infolge HIV anbrachte. Doch Reto M. ist kein Einzelfall.

Die Abschaffung von unbegründeten Versicherungsausschlüssen könnte die Situation von HIV-positiven Menschen deutlich verbessern. „Wir erfahren immer wieder von HIV-positiven Menschen, dass sie aufgrund ihrer HIV-Infektion in ihrer Karriere behindert werden. Dafür besteht heute kein vernünftiger Grund. Gerade in der heutigen Wirtschaftskrise sind Benachteiligungen von HIV-positiven Arbeitnehmern schädlich und kontraproduktiv.“, sagt Harry Witzthum, Mitglied der Geschäftsleitung der Aids-Hilfe Schweiz.

Die Aids-Hilfe Schweiz ist die nationale Meldestelle für Diskriminierungen im HIV/Aids Bereich und meldet die ihr gemeldeten Fälle zweimal jährlich der Eidgenössischen Kommission für sexuelle Gesundheit. Sie interveniert bei Fällen von Diskriminierungen, berät HIV-positive Menschen in Rechtsfällen kostenlos und setzt sich dafür ein, dass politische, gesellschaftliche und gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Diskriminierung verhindern.

Diskriminierungsfälle in der Schweiz

Im 2011 wurden der Aids-Hilfe Schweiz 84 Diskriminierungsfälle oder Datenschutzverletzungen im Bereich HIV/Aids gemeldet, das ist eine Zunahme von 40% gegenüber 2007, als die nationale Meldestelle eingerichtet wurde. 27 davon betrafen den Bereich der Erwerbstätigkeit, 19 Sozialversicherungen, 16 Privatversicherungen, weitere das Ausländerrecht (2), Einreise- und Aufenthalt (2), das Strafrecht (4) sowie diverse (2). 9 Fälle von Datenschutzverletzungen wurden gemeldet und 3 aus dem Gesundheitswesen.

80 – 100 Fälle werden der Aids-Hilfe Schweiz jedes Jahr gemeldet. Dies ist aber nur die Spitze des Eisberges. Eine Normalisierung im Umgang mit HIV-positiven Menschen ist noch in weiter Ferne.

.

(Medienmitteilung der Aids-Hilfe Schweiz)

HIV-Positiv im Gesundheitsbereich – aktueller HIV-Report

Menschen mit HIV berichten oft über Probleme in der Arbeitswelt aufgrund ihrer HIV-Infektion. Besonders gravierend können diese sein für HIV-Positive, die selbst im Gesundheitswesen arbeiten, ob als Krankenpflegekraft oder Arzt / Ärztin (HCW Health Care Worker).

Wie ist die Situation als Arzt HIV-positiv ? Wie als Krankenpfleger/in?
HIV-positiv im Gesundheitswesen – ein Tabu-Thema.

Der HIV-Report der Deutschen Aids-Hilfe beschäftigt sich in der aktuellen Ausgabe ausführlich mit diesem Thema sowie den „Empfehlungen der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV) und der Gesellschaft für Virologie (GfV)“, die kommentiert werden mit den Worten „Damit ist der Anfang vom Ende der Diskriminierung HIV-positiver Beschäftigter gemacht.

Die Themen:

  • Zur Situation von HIV-positiven Ärztinnen, Ärzten und Krankenpflegekräften
  • Empfehlungen der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV) und der Gesellschaft für Virologie (GfV)
  • Vergleich mit US-amerikanischen SHEA-Empfehlungen
  • Übertragungswahrscheinlichkeiten
  • Kritik der Deutschen AIDS-Hilfe
  • Zur Kündigung eines Chemisch-Technischen Assistenten

.

Positiv im Gesundheitsbereich
HIV-Report 4 / 2012
Deutsche Aids-Hilfe (Hg.)
(pdf)

.

siehe auch
Empfehlungen der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV) und der Gesellschaft für Virologie (GfV)
(pdf)
FAZ 15.08.2012: Neue Empfehlungen: HIV-positiv – und trotzdem Chirurg
.

AIDS 2012 in Washington – (K)ein Ende der Ausgrenzung von Menschen mit HIV

Einreiseverbot USA ? Einreiseverbot für Menschen mit HIV in die USA – das ist doch Geschichte seit der Aufhebung des Einreiseverbots durch US-Präsident Obama per Janaur 2010, oder?

Offensichtlich nicht ganz … wie der Gastbeitrag von Heidemarie Kremer zeigt.

Dr. med. Dr. rer nat. Heidemarie Kremer ist ehemalige Ärztin, langjährige AIDS Aktivistin, Psychologin und Wissenschaftlerin.

.

Einreiseverbot : AIDS 2012 in Washington –(K)ein Ende der Ausgrenzung von Menschen mit HIV

AIDS 2012 ist erste Internationalen AIDS Konferenz auf amerikanischem Boden, seit Präsident Obama nach 22 Jahren am 4. Januar 2010 offiziell das Einreiseverbot in die USA für Menschen mit HIV aufgehoben hat. Als offen HIV-Positive wurde mir die Teilnahme an diesem historischen Ereignis verweigert.

Im Jahr 1987, ein Jahr vor meiner HIV-Diagnose, implementierte die US Regierung ein generelles Verbot, das Menschen mit HIV die Einreise, Durchreise und Migration in die USA verwehrt. Nur mit einer Sondergenehmigung waren bis zu 30 Tage Aufenthalt zur Teilnahme an einem Kongress möglich. Mittels Zwangstestungen beim Greencard-Antrag, Medikamentenfahndungen und Gesichtskontrollen bei der Einreise wurden HIV-Positive unfreiwillig geoutet und unter der Ziffer 212 als Gesundheitsrisiko eingestuft. Mit dieser Registrierung waren sie neben „Moralverbrechern“ immigrationsrechtlich Schwerstverbrechern gleichgestellt.

Stempel "212" im Pass von Heidemarie Kremer (Foto: Kremer)
Stempel "212" im Pass von Heidemarie Kremer (Foto: Kremer)

Bei meinem Visa-Antrag 2001 outete ich mich freiwillig als 212-Fall und stellte das System auf die Probe. Zu meiner Überraschung erhielt ich über mehrere Jahre eine Sondererlaubnis mit der Bitte mich gegen die menschenrechtsverletzenden Einreiserestriktionen einzusetzen. Als meine Greencard bewilligt wurde, blieb die HIV Sondergenehmigung aus. Damit stand unsere Familie 2009 unter Deportation. Mit der Aufhebung des Einreiseverbots erhielt ich jedoch eine Greencard. Allerdings gab es noch eine Hürde, der historische 212-Eintrag. Bei jeder Einreise in die USA wurde ich weiterhin einem Schwerverbrecher gleichgestellt.

Gemeinsam mit der Internationalen AIDS Gesellschaft versuchte ich eine kollektive Löschung der historischen Registrierung von Menschen mit HIV zu beantragen. Aus Angst vor Menschen mit HIV, wegen ihrer potentiellen Kriminalität und den anderen Ansteckungsgefahren, lehnte die US-Regierung den Antrag kurz vor dem AIDS-Kongress 2012 ab. Obendrein wurden meine Wiedereinreise in die USA nicht genehmigt.

Heidemarie Kremer (Foto: Kremer)
Heidemarie Kremer (Foto: Kremer)

Offiziell hat die historischen Ausgrenzung von Menschen mit HIV in den USA ein Ende. Ausgegrenzt von AIDS 2012 befinde ich mich als historischer 212-Fall jedoch in großer Gesellschaft. Ein Immigrationsgesetz aus dem 19. Jahrhundert subsumiert unter 212 auch „Moralverbrecher“, wie SexworkerInnen und DrogengebraucherInnen (deren lukrative Illegalisierung weltweit vielleicht ebenso viele Menschenleben gekostet wie der legale Handel mit überteuerten HIV-Medikamenten). Zugeschaltet von Satellitenkonferenzen in Kiew und Kalkutta verfolgten historisch kriminalisierte HIV Betroffene, wie fernab in Washington „Making AIDS History“ als gemeinsames Ziel verkündet wurde.

Mehr dazu in der nächsten Ausgabe von Projekt Information und der DHIVA sowie im Internet:

http://www.opendemocracy.net/5050/heidemarie-f-kremer/usa-banning-people-with-hiv-from-attending-aids-2012-conference

http://www.daignet.de/site-content/news-und-presse/newsmeldungen/aktuelle-newsmeldungen-1/daig-verurteilt-u-s-einreiseverbot-fur-menschen-mit-hiv

.

Danke Heidemarie für deinen Gastbeitrag !

Bareback Porno : 7% der Schwulen zu Sex ohne Kondom motiviert?

Knapp 7% der Nutzer von Bareback Porno glauben, durch diese Pornos zu Sex ohne Kondomen motiviert worden zu sein. Dies ergab eine Befragung  (‚FS Porn Survey‘) der Organisation GMFA (früher: ‚Gay Men Fighting AIDS‘) von über 1.000 schwulen Männern in Großbritannien.

88,2% der Befragten gaben an, durch Bareback-Pornos nicht zu Sex ohne Kondomen veranlasst worden zu sein. Allerdings glaubten 53,6% der Teilnehmer, dass andere Schwule durch Konsum von Bareback Porno zu Sex ohne Kondom veranlasst würden.

98% der Befragten gaben an, Pornos zu konsumieren – ein Viertel täglich, insgesamt weit über drei Viertel (87%) mindestens einmal pro Woche. Mit 92,1% war ‚online‘ der inzwischen mit Abstand häufigste Weg des Konsums von Pornos, gedruckte Magazine verlieren stark an Bedeutung. Knapp 70% der Befragten sehen (auch) Bareback-Pornos, 95,8% gaben an, bisher überhaupt je schon einmal einen Bareback-Porno gesehen zu haben.

Die Ergebnisse sind in der jüngsten Ausgabe des von der GMFA herausgegebenen ‚FS Magazine – The Fit and Sexy Gay Magazine‘ veröffentlicht.

.

GMFA: FS Magazine Ausgabe #131 Sommer 2012 (pdf)
Pinknews 08.08.2012: Survey: 7 percent ‘led to unprotected sex’ by bareback porn
.

Griechenland: HIV Zwangstest – wieder HIV-positive Prostituierte verhaftet

HIV Zwangstest : ‚Xenios Zeus‘ nennt sich das Unternehmen – innerhalb dessen die griechische Polizeit in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden KE.EL.P.NO wieder Bordelle in der Hauptstadt Athen durchsuchte. 21 Personen wurden Angaben der griechischen Polizei verhaftet, darunter 15 Frauen aus dem Ausland und 5 Frauen aus Griechenland. Fünf Frauen wurden HIV-positiv getestet.

Damit setzen die griechischen Behörden die bereits vor Monaten begonnen HIV-Zwangstests bei Prostituierten fort.

HIV Zwangstest sind in Griechendland seit Ende April 2012 ohne Einwilligung des/der Betroffenen möglich: Die griechischen Gesundheitsbehörden KE.EL.P.NO (Hellenic Center for Disease Control & Prevention) führen in Zusammenarbeit mit der griechischen Polizei vermehrt Zwangs-HIV-Tests durch bei Personen, die in legalen sowie illegalen Bordellen arbeiten, sowie bei Prostituierten auf dem Straßen-Strich und bei Drogengebraucher/innen. Das Gesundheitsministerium Griechenlands verlangt eine Intensivierung der Zwangstests bei legalen und illegalen Prostituierten.

Logo der KE.EL.P.NO

GNP+ kritisierte die Aktionen bereits im Mai 2012: „Diese Aktionen der griechischen Polizei und des Ministeriums für Gesundheit und KEELPNO verletzen die grundlegenden Menschenrechte.“

.

Polizeibericht Athen 07.08.2012: 07-08-2012:Αποτελέσματα χθεσινών αστυνομικών ελέγχων στο Κέντρο της Αθήνας, στο πλαίσιο της επιχείρησης «Ξένιος Ζεύς» . (google translate)

.

siehe auch:
ondamaris 08.05.2012: Griechenland: HIV Zwangstest bei Prostituierten (akt.)
ondamaris 15.05.2012: GNP+: Griechische Polizei und Gesundheitsbehörden verletzen Menschenrechte und medizinische Vertraulichkeit

.

Video Aids-Hilfe Bremen : Hast du mich schon vergessen? Deine Angst? Vor mir?

Mit neuen Kinospots und einer App will die Aids-Hilfe Bremen mehr Aufmerksamkeit für das Thema HIV und Aids schaffen.

Einer der Kino-Spots entstand in Zusammenarbeit mit einer Projektgruppe von Schülerinnen und Schülern:

Der Spot entstand im Rahmen einer Projektarbeit in Zusammenarbeit mit einer Gruppe Schülerinnen und Schüler, die sich dem Thema HIV-Prävention aus ihrer Sicht zeitgemäß zu nähern versuchten. Das Ergebnis: ein bemerkenswerter Spot fürs Kino.

Ergänzt wird die Kampagne u.a. auch durch eine App für Smartphones, die interaktiv informiert, Kontakt zur Aids-Hilfe Bremen erleichtert (inkl. Navigation) und auch Spenden ermöglicht.

Thomas Elias, Geschäftsführer der Aids-Hilfe Bremen, zur Grundidee der Kampagne:

„Die Zeit der Tapeziertischprävention ist vorüber. Die Aids-Hilfe Bremen e.V. bemüht sich, durch Einbindung von Schüler-Präventionsprojekten quasi ein ‚Perpetuum Mobile‘ der Prävention zu erschaffen – eine sich selbst erneuernde Präventionsstrategie, indem Schüler ihre Projekte von Jahrgang zu Jahrgang weitergeben und beständig erneuern und verbessern.
Diese Arbeit ist eingebettet in eine ‚kleine Forschungsarbeit‘ und einen theoretischen Teil, der – wenn alles wie geplant läuft – in ein Homepageprojekt der Schule münden soll, welches dann an den jeweils nachfolgenden Jahrgang übergeben werden soll.“

.

App der Aids-Hilfe Bremen für iPhone iPod iPad und Android .

BMS-986094 : Studie wegen Sicherheitsproblemen gestoppt (akt.)

Der Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb (BMS) hat eine Studie mit einem experimentellen Wirkstoff gegen Hepatitis C (BMS-986094) „freiwillig ausgesetzt“ – unter Hinweis auf die „Entstehung einer ernsthaften Frage zur Sicherheit“ („based on the emergence of a serious safety issue“).
Aktualisierung: Nach Todesfall Entwicklung gestoppt

Weitere Angaben zum Gesundheitszustand des betroffenen Patienten machte BMS nicht. Ein Pressebericht spricht davon, der Patient (der 200mg der Substanz erhalten habe) habe eine Herz-Insuffizienz erlitten.

Die Ursache der Frage zur Sicherheit wie auch ein etwaiger Zusammenhang mit der Studien-Medikation sei derzeit unbekannt, äußerte ein BMS-Sprecher CDC-NPIN zufolge. Das Unternehmen prüfe derzeit die Daten aller Teilnehmer an der Studie, alle Studien-Teilnehmer würden zudem kardiologisch untersucht, alle Auffälligkeiten würden mit Kardiologen geklärt. Entscheidungen zur weiteren Vorgehensweise würden nach Evaluation der Daten getroffen.

BMS-986094 (früher INX-189) ist eine Substanz aus der Klasse der Nukleotidsequenz Polymerase-Inhibitoren (NS5B-Inhibitor) und wurde in dieser Phase-IIb-Studie als mögliche Behandlung von Hepatitis C untersucht. Die Substanz war früher unter dem Namen INX-189 von dem Unternehmen Inhibitex entwickelt worden. BMS hatte Inhibitex Anfang 2012 für 2,5 Milliarden US-$ erworben.

BMS-986094 wird derzeit in Studien untersucht in Kombination mit Ribavirin, mit pegyliertem Interferon plus Ribavirin sowie mit Daclatasvir, einem experimentellen ebenfalls von BMS entwickelten NS5a-Inhibitor. Zudem hat BMS eine Vereinbarung mit dem Pharmakonzern Johnson&Johnson (Janssen) über eine klinische Zusammenarbeit (mit Janssen-Substanzen gegen Hepatitis C wie TMC435).

In der Dosis-Findungs-Studie (AI472-003) wurde BMS-986094 untersucht an Patienten mit Hepaitits C – Virus Genotyp 2 und 3, deren HCV-Infektion zuvor nicht behandelt worden war. Im ersten Teil der doppelblinden Studie mit 90 Teilnehmern wurden vier Arme verglichen (pegyliertes Interferon plus Ribavirin in Kombination mit 25, 50 oder 100mg BMS-986094 oder Plazebo). Der zweite Teil der Studie war ‚open label‘, auf 12 Wochen angelegt und für 120 Teilnehmer in fünf Studien-Armen konzipiert (100 oder 200 mg BMS-986094 plus Ribavirin, oder mit Daclatasvir, oder (im fünften Arm) 50mg BMS-986094 plus Ribavirin plus Daclatasvir).

Weitere Studien mit BMS-986094 sind waren in Vorbereitung.

Der Aktienkurs von BMS fiel nach Bekanntwerden der Studien-Unterbrechung. BMS-986094 galt bisher als eine der vielversprechendsten experimentellen Substanzen des Pharmakonzerns mit Hoffnung auf völlig neue Kombinations-Therapiene gegen Hepatitis C. Erste Analysten stellen nun genau dies in Frage.

.

Aktualisierung
24.08.2012: Nach Todesfall: Entwicklung von BMS-986094 „aus Gründen der Patienten-Sicherheit“ gestoppt. Der Patient mit Gesundheitsproblemen ist verstorben. Weitere neun Studienteilnehmer müssen bzw. mussten wegen Herz- und Nieren-Problemen im Krankenhaus behandelt werden.
BMS kündigte an, die Entwicklungskosten der Substanz (geschätzt 12,9 Milliarde US-Dollar) abzuschreiben.

.

weitere Informationen:
BMS 01.08.2012: Bristol-Myers Squibb Suspends Administration of Study Drug in Clinical Trial of Investigational NS5B Nucleotide for the Treatment of Hepatitis C (Pressemitteilung)
CDC NPIN 02.08.2012: Bristol-Myers Halts Hepatitis C Drug Study on ‚Serious‘ Safety Issue
MedPageToday 02.08.2012: Safety Issues halt Study of BMS HCV Drug
ClinicalTrials.gov: Phase 2b Study of BMS-986094 and Daclatasvir, With or Without Ribavirin for the Treatment of Patients With Chronic Hepatitis C
FierceBiotech 02.08.2012: Analyst reads last rites after heart failure scuttles Bristol hep C study

BMS 23.08.2012: Bristol-Myers Squibb Discontinues Development of BMS-986094, an Investigational NS5B Nucleotide for the Treatment of Hepatitis C
SpON 24.08.2012: Nach Todesfall: Entwicklung von Hepatitis-C-Mittel gestoppt
.

Video: die Gen-Schere gegen HIV

Gen-Schere – ein weiterer Ansatz zur Heilung von HIV? Spätestens seit der XIX. Internationalen Aids-Konferenz und der dort gestarteten „Strategie zur Heilung von HIV“ ist das Thema „Heilung der HIV-Infektion“ wieder weit oben in der medialen Aufmerksamkeit. Ein  dabei wenig beachteter Ansatz: die in Deutschladn entwicklete ‚Gen-Schere gegen HIV‘. Ein unterhaltsames Video erläutert den Ansatz.

Im Vortrag „Kleine Schere – große Wirkung“ erklärt Dr. Helga Hofmann-Sieber, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Heinrich-Pette-Institut in Hamburg, anschaulich, wie das Immunsystem funktioniert, was HIV darin macht – und wie die vom Heinrich-Pette-Institut entwickelte Gen-Schere (siehe ondamaris 4.7.2007: Über Scheren, Vergessene Heilung und Defätismus) funktioniert.

(Video des Science Slam Berlin)

Video: Olympia-Sieger Greg Louganis – nach HIV-Diagnose hätte ich nicht gedacht 30 zu werden

Greg Louganis hätte nach seiner HIV-Diagnose nie gedacht, dass er seinen 30. Geburtstag erlebe, erzählt Olympia-Sieger im Interview mit einem US-Nachrichtensender.

Mehrfacher Olympia-Sieger, fünf Weltmeister-Titel, offen schwul, offen HIV-positiv – Greg Louganis spricht im Interview über sein Leben mit HIV. Damals, als er getestet wurde, habe er gedacht, dies sei sein Todesurteil.

„honestly, I didn’t think I see 30“

Sein Arzt, der gleichzeitig sein Cousin sei, habe ihm damals empfohlen, einfach mit dem Training weiter zu machen:

“So my doctor, and who was also my cousin, he was treating me and he said, the best thing you can do is continue training.“

Greg Louganis (Foto: Alan Light)
Greg Louganis (Foto: Alan Light)

Die antiretrovirale Therapie sei „ein zweischneidiges Schwert“. Er würde niemandem wünschen, die Medikamente einzunehmen, die er nehmen müsse.

„I wouldn’t wish my drug regimen on anyone … the things that I’ve been through, you know, are pretty devastating.“

Mit 16 gewann Gregory ‘Greg’ Efthimios Louganis seine erste olympische Medaille (Silber) – 1988 war er der erste Sportler überhaupt, dem es gelang, bei zwei aufeinander folgenden Olympischen Spielen jeweils Doppel-Olympiasieger im Turmspringen zu werden. 1988 beendete Greg Louganis seine aktive sportliche Laufbahn. Inzwischen arbeitet er in Kalifornien wieder als Trainer.

.

Greg Louganis (official site)

CDC: Aids-Medikamente senken Risiko einer HIV-Übertragung um 96% – mehr als Kondome

Aids-Medikamente senken das Risiko einer HIV-Übertragung drastisch. Nun bestätigen auch die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden offiziell das, was einst als ‚EKAF-Statement‘ für viel Aufregung sorgte. Die Schutzwirkung von Medikamenten liege höher als die von Kondomen.

Die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden CDC Centers for Disease Control haben am 14. Juni 2012 eine Aufstellung zu HIV-Übertragungsrisiken online gestellt. Dort betonen die CDC, eine wirksame antiretrovirale Therapie (ART) senke das HIV-Übertragungsrisiko um 96%. Bei konsistenter Anwendung von Kondomen senken diese das Risiko einer HIV-Übertragung um 80%:

„Different factors can increase or decrease transmission risk. For example, taking antiretroviral therapy (i.e., medicines for HIV infection) can reduce the risk of an HIV-infected person transmitting the infection to another by as much as 96%. Consistent use of condoms reduces the risk of getting or transmitting HIV by about 80%. Conversely, having a sexually transmitted infection or a high level of HIV virus in the blood (which happens in early and late-stage infection) may increase transmission risk.“

.

CDC: HIV Transmission Risk

.

Es hat lange gedauert (seit dem EKAF-Statement vom Januar 2008), aber immerhin …

Infografik: Kriminalisierung der HIV-Übertragung – Globale Übersicht

Die Kriminalisierung der HIV-Übertragung und ihre Folgen waren eines der wesentlichen Themen der XIX. Internationalen Aids-Konferenz 2012 in Washington. Eine Infografik von GNP+ und HIV Justice Network gibt einen Überblick über das Ausmaß der Kriminalisieurng der HIV-Übertragung weltweit.

Unter dem Titel „Criminal prosecutions for HIV non-disclosure, exposure and transmission: overview and updated global ranking“ berichteten Edwin J. Bernard und Moono Nyambe auf der XIX. Internationalen Aids-Konfernez 2012 über Stand und Umfang der Kriminalisierung der HIV-Übertragung weltweit. Eine gute Übersicht gibt ihre Infografik ‚Global Overview of Laws and Prosecutions‘:

Kriminalisierung der HIV-Übertragung - Globale Übersicht
Kriminalisierung der HIV-Übertragung - Globale Übersicht (Grafik: GNP+ / HIV Justice Network)

Erläuterung:
rot: HIV-spezifische Gesetze, Strafverfolgung
gelb: HIV-spezifische Gesetze, keine Strafverfolgung
orange: Strafverfolgung innerhalb der allgemeinen Gesetzgebung
grau: keine Gesetze oder Strafverfolgungen berichtet

Auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz hatten GNP+ und HIV Justice Network auch die ‘ Top 15 der Kriminalisierung der HIV-Übertragung ‘ (in welchen Staaten der Welt werden HIV-Positive am intensivsten juristisch verfolgt?) vorgestellt.

Die Deutsche Aids-Hilfe fordert “Keine Kriminalisierung von Menschen mit HIV!“, ebenso die “Deklaration von Oslo über die Kriminalisierung von HIV“. Diese betont

“Es gibt immer mehr Belege dafür, dass die Kriminalisierung der Nichtoffenlegung der HIV-Infektion, der potenziellen Exposition und der nicht vorsätzlichen Übertragung von HIV mehr Schaden anrichtet, als dass sie der öffentlichen Gesundheit und den Menschenrechten nutzt.”

.

Quelle:
Edwin J. Bernard, Moono Nyambe / GNP+, HIV Justice Network : „Criminal prosecutions for HIV non-disclosure, exposure and transmission: overview and updated global ranking“, XIX. Internationale Aids Konferenz Washington 2012

.

Dank an Edwin!

Rolands Washington-Tagebuch, Tag 5: Patentverhinderung – und Mexikanische Gefängnisse schützen vor Syphilis

Heute ist der letzte richtige Konferenztag. In der Industrieausstellung stehen um 17:00 Uhr schon die Kartons herum und es wirkt ungemütlich … wobei es vorher auch nicht gemütlich war.

Gerade stellt sich etwas Routine bei mir ein, man weiß wo man sitzen sollte und welche Räume wo sind, kennt nun einige Leute aus der großen weiten AIDS-Welt und hat sich an das einheimische Essen gewöhnt, da ruft einen schon der Vorabend-Check-In der KLM in die Heimat.

Ein wenig Aktivistenlärm hat es heute im Konferenzbereich auch gegeben – aber nicht viel…

Europe - hands off our medicine!
Europe - hands off our medicine!

Sie waren auch am deutschen Regierungsstand demonstrieren

Ich habe mich heute mit der Frage „Wie messe ich ob eine Maßnahme zu HIV / AIDS erfolgreich ist?“ befasst. Es gab eine Reihe von Untersuchungen, die vorgestellt wurden. Damit erhofft man sich eine genauere Steuerung der Gelder. So stellte sich in einer Untersuchung für Süd-Afrika heraus, dass zwei Schwerpunktzentren absolut überflüssig sind.

Es gab aber auch Vorträge, bei denen ich den Eindruck hatte, die Überprüfung sollte nur ein vorheriges Ergebnis bestätigen.

Die Instrumente bleiben im Allgemeinen weit hinter den Standards zurück, die ich aus anderen Kontrollbereichen kenne. Es könnte also eigentlich mit dem vorhandenen Geld mehr Positiven geholfen werden.

Global Village
das Global Village ...

… in einer unvorteilhaften Position

Am Nachmittag habe ich einen Workshop zur „Patentbekämpfung“ / Patentverhinderung besucht. Ärzte ohne Grenzen startet gerade eine Kampagne, in der die Zivilgesellschaften der einzelnen Länder versuchen sollen, ungerechtfertigte Patentanmeldungen für Medikamente zu verhindern ( Patentvrhinderung ). Hierfür wurden den Teilnehmern einige Werkzeuge präsentiert und anhand von erfolgreichen Kampagnen aus Indien und Brasilien gezeigt, dass diese Strategie wirksam sein kann.

Patentverhinderung
Patentverhinderung

Erfolge der Patentverhinderung …

Erfolge der Patentverhinderung – nur das kleine gelbe Feld sind Patente, die unverändert vergeben wurden … alles andere waren Verschlechterungen zu Lasten der Industrie

Mein exotischster Workshop war sicher „Providing HIV care in Floods, Violence and War“.

(Ich neige ja zum Schwarzsehen). Das Thema wirkt erst weit weg, wenn man aber an die Flutkatastrophen von New Orleans denkt, kann es eben auch in Industrieländern zu problematischen Situationen in der Medikamentenversorgung kommen.

Syphilis in mexikanischen Gefängnissen
Syphilis in mexikanischen Gefängnissen

Helle Balken = Gefangene; Dunkle Balken = Bevölkerung

Kurioses Forschungsergebnis der Tages: In mexikanischen Gefängnissen sind prozentual weniger (!) Männer mit Syphilis infiziert als in der Normalbevölkerung – die Jungs hatten aber bei allen anderen Kriterien einen schlechteren Gesundheitszustand.
(muchos saludos a mi profesor)

Konferenzbüros
Konferenzbüros

der kleine Freitag

Am Freitagmorgen haben wir jetzt noch unsere Abschlußbesprechung gehabt. Im Wesentlichen war die Gesamtbewertung der Konferenz positiv. Es fehlten zwar die Programmhighlights in der Konferenz, aber das Standkonzept der DAH ist gut aufgegangen und die Präsenz im Global Village war erfolgreich.

In 2 Stunden geht es los zum Flughafen.

.

In ‘Rolands Washington-Tagebuch’ sind bisher erschienen:
ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama
ondamaris 20.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht
ondamaris 21.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei
ondamaris 22.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -1: Aids 2012 – Indigenious Youth is the Present … weil sie schon angefangen haben die Welt zu verändern
ondamaris 23.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 1: Aids 2012 – Es geht los … mit Demo und Minister
ondamaris 24.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 2: Aids 2012 – Geld, Geld, Geld
ondamaris 25.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 3: Aids 2012: die grosse Demo – Bring it back, Robin Hood!
ondamaris 26.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 4: Aids 2012: Verteilungskämpfe
.

Gesundheitsministerin Frankreichs : Proteste in Washington – gegen Diskriminierung bei der Bestattung HIV-Positiver (akt.)

HIV-Positive und Aids-Aktivisten protestierten bei der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington gegen die Gesundheitsministerin Frankreichs. Im Mittelpunkt der Kritik  u.a.: diskriminierende Regelungen bei der Bestattung HIV-Positiver .

„La présence de Marisol Touraine à Washington nous rend folles“, die Anwesenheit der Gesundheitsministerin lässt uns verrückt werden – spitzte ACT UP Paris die Proteste zu. ACT UP beklagte mangelndes Fachwissen und Inkompetenz im Ministerium, das erst am Vorabend bei einem Gespräch in der französischen Botschaft erneut deutlich geworden sei. In der Kritik vor allem jedoch: die Diskriminierung bei der Bestattung HIV-Positiver (Versorgung nach dem Tod).

Die Ministerin reagierte auf den Inhalt der Proteste „mit großer Gleichgültigkeit“, wie ACT UP Paris anmerkt. Sie erklärte sich einzig bereit, die diskriminierende Beerdigungs-Regelung mit HIV-Positiven und Aids-Organisationen „weiter zu diskutieren“. DerNationale Aids-Rat Frankreichs hatte sich für eine Aufhebung des Verbots ausgesprochen. Seit drei Monaten sei diese Stellungnahme jedoch im Ministerium nicht wahrgenommen worden, beklagen die Aktivisten. Wissenschaftliche Erkenntnisse, die für eine Aufhebung der Regelung sprächen, würden im Ministerium schlicht ignoriert.

Die Ministerin wurde von einem ACT UP – Vertreter mit ausführlicher Begründung und Erläuterung der Situation gebeten, vor Ort die Aufhebung des Verbots schriftlich zu bestätigen. Die bis dahin sitzende Ministerin erhob sich demonstrativ und reagierte mit einem kurzen „non“. Sie verstehe die Nachfrasge, könne sich dazu aber heute (wieder) nicht äußern. Zudem sei sie nicht die einzige an der Entscheidung Beteiligte. Ein Videomitschnitt ist derzeit nur auf Facebook verfügbar.

In Frankreich besteht seit langem ein für Menschen, bei denen bekannt ist, dass sie zu Lebzeiten mit HIV oder mit einer viralen Hepatitis infiziert waren, ein Verbot, den Körper nachd em Tod zu pflegen (z.B. balsamieren, waschen, etc.). Am 20. Juli 1998 trat eine Gesetzes-Novelle (Arrêté) in Kraft, mit der HIV und virale Hepatitis zur Liste der übertragbaren Kranheiten hinzugefügt wurden, die dieses Verbot bedingen. Stattdessen muss der Leichnam unverzüglich eingesargt werden, der mit einem Gaswäscher auszustattend Sarg dann ‚hermetisch verschlossen‘ werden.

Seit langem beklagen HIV-Positive und ihre Organisationen diese als diskriminierend empfundene Praxis bei der Bestattung HIV-Positiver . Angekündigte Aufhebungen (wie zuletzt im Januar 2012 durch den vorigen Gesundheitsminister Bertrand der Sarkozy-Regierung) wurden bisher nicht umgesetzt.

Marisol Touraine von der PS Parti Socialist (und Tochter des Soziologen Alain Touraine) ist seit 2012 französische Ministerin für soziale Angelegenheiten und Gesundheit. Innerhalb der PS ist sie zudem Präsidentin der linkspolitischen Denkfabrik ‚À gauche, en Europe‘.

Marisol Touraine, französische Gesundheits- und Sozialministerin (Foto: gouvernement.fr)
Marisol Touraine, französische Gesundheits- und Sozialministerin (Foto: gouvernement.fr)

.

weitere Informationen:
LegiFrance: Arrêté du 20 juillet 1998 fixant la liste des maladies contagieuses portant interdiction de certaines opérations funéraires prévues par le décret n° 76-435 du 18 mai 1976 modifiant le décret du 31 décembre 1941
ACT UP Paris 26.07.2012: Act Up-Paris à Washington (5). Zap, Zap, Zap. La présence de Marisol Touraine à Washington nous rend folles.
ACT UP Paris 25.01.2012: Après les propos de Xavier Bertrand sur les soins funéraires, nous attendons la levée de l’interdiction
ACT UP Paris 03.01.2012: L’exclusion des PVVIH des soins funéraires : une absurdité dangereuse et violente
.