CDC: Aids-Medikamente senken Risiko einer HIV-Übertragung um 96% – mehr als Kondome

Aids-Medikamente senken das Risiko einer HIV-Übertragung drastisch. Nun bestätigen auch die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden offiziell das, was einst als ‚EKAF-Statement‘ für viel Aufregung sorgte. Die Schutzwirkung von Medikamenten liege höher als die von Kondomen.

Die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden CDC Centers for Disease Control haben am 14. Juni 2012 eine Aufstellung zu HIV-Übertragungsrisiken online gestellt. Dort betonen die CDC, eine wirksame antiretrovirale Therapie (ART) senke das HIV-Übertragungsrisiko um 96%. Bei konsistenter Anwendung von Kondomen senken diese das Risiko einer HIV-Übertragung um 80%:

„Different factors can increase or decrease transmission risk. For example, taking antiretroviral therapy (i.e., medicines for HIV infection) can reduce the risk of an HIV-infected person transmitting the infection to another by as much as 96%. Consistent use of condoms reduces the risk of getting or transmitting HIV by about 80%. Conversely, having a sexually transmitted infection or a high level of HIV virus in the blood (which happens in early and late-stage infection) may increase transmission risk.“

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CDC: HIV Transmission Risk

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Es hat lange gedauert (seit dem EKAF-Statement vom Januar 2008), aber immerhin …

Infografik: Kriminalisierung der HIV-Übertragung – Globale Übersicht

Die Kriminalisierung der HIV-Übertragung und ihre Folgen waren eines der wesentlichen Themen der XIX. Internationalen Aids-Konferenz 2012 in Washington. Eine Infografik von GNP+ und HIV Justice Network gibt einen Überblick über das Ausmaß der Kriminalisieurng der HIV-Übertragung weltweit.

Unter dem Titel „Criminal prosecutions for HIV non-disclosure, exposure and transmission: overview and updated global ranking“ berichteten Edwin J. Bernard und Moono Nyambe auf der XIX. Internationalen Aids-Konfernez 2012 über Stand und Umfang der Kriminalisierung der HIV-Übertragung weltweit. Eine gute Übersicht gibt ihre Infografik ‚Global Overview of Laws and Prosecutions‘:

Kriminalisierung der HIV-Übertragung - Globale Übersicht
Kriminalisierung der HIV-Übertragung - Globale Übersicht (Grafik: GNP+ / HIV Justice Network)

Erläuterung:
rot: HIV-spezifische Gesetze, Strafverfolgung
gelb: HIV-spezifische Gesetze, keine Strafverfolgung
orange: Strafverfolgung innerhalb der allgemeinen Gesetzgebung
grau: keine Gesetze oder Strafverfolgungen berichtet

Auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz hatten GNP+ und HIV Justice Network auch die ‘ Top 15 der Kriminalisierung der HIV-Übertragung ‘ (in welchen Staaten der Welt werden HIV-Positive am intensivsten juristisch verfolgt?) vorgestellt.

Die Deutsche Aids-Hilfe fordert “Keine Kriminalisierung von Menschen mit HIV!“, ebenso die “Deklaration von Oslo über die Kriminalisierung von HIV“. Diese betont

“Es gibt immer mehr Belege dafür, dass die Kriminalisierung der Nichtoffenlegung der HIV-Infektion, der potenziellen Exposition und der nicht vorsätzlichen Übertragung von HIV mehr Schaden anrichtet, als dass sie der öffentlichen Gesundheit und den Menschenrechten nutzt.”

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Quelle:
Edwin J. Bernard, Moono Nyambe / GNP+, HIV Justice Network : „Criminal prosecutions for HIV non-disclosure, exposure and transmission: overview and updated global ranking“, XIX. Internationale Aids Konferenz Washington 2012

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Dank an Edwin!

Nigeria: bald keine Heirat ohne HIV-Test in Bauchi ?

Im Bundesstaat Bauchi (Nigeria) wird zukünftig ein HIV-Test zwingend zur Pflicht, bevor eine Heirat möglich ist – wenn ein gestern eingebrachter Gesetzesvorschlag Realität wird. Der Entwurf hat bereits die erste und zweite Lesung passiert und wird jetzt im Gesundheitsausschuss des Bundesstaats beraten.

Bauchi ist ein Bundestaat im Norden Nigerias mit ca. 4,7 Millionen Einwohnern. Seit 2001 gilt in Bauchi islamisches Recht, die Scharia.

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Nigerian Eye 31.07.2012: The Bauchi State House of Assembly is set to pass a law for compulsory Humane Immune Virus, HIV, test before marriage in the state.
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UNITED IN ANGER : A HISTORY OF ACT-UP

Der Dokumentarfilm ‚United in Anger : A history of ACT UP‘ hatte am 26. Juni 2012 in Berlin europäische Erstaufführung.

Zu diesem Film eine Kritk als Gastbeitrag von Manuel Schubert / Filmanzeiger:

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UNITED IN ANGER: A HISTORY OF ACT-UP

Im ersten Entwurf dieses Textes gab es einen längeren Prolog, der allgemeine zeitgeschichtliche Informationen zu HIV/AIDS in unseren Gesellschaften beinhaltete, konkretisiert am Beispiel der sozialen Bewegung „Act-Up„. Es ist einigermaßen Unfug in einer Rezension über eine Geschichts-Dokumentation, um nichts Anderes handelt es sich bei Jim Hubbards UNITED IN ANGER: A HISTORY OF ACT-UP, eine historische Abhandlung voran zustellen. Entweder leistet der Film diese Aufgabe oder eben nicht. Geht man mit keinem oder wenig Wissen über die Gruppe „Act-Up“ in diesen Film, so kommt man relativ umfassend wieder heraus. Jim Hubbards Werk erfüllt so gesehen seinen Zweck. Dies muss es auch, schließlich hat er es im Rahmen eines größeren Projekts zur Geschichtsschreibung der „Act-Up“-Bewegung realisiert.

„Act-Up“ – das waren Mitte der 80er Jahre wenige Dutzend Aktivisten in New York und San Francisco, die im Angesicht des Massensterbens ihrer Freunde, Bekannten und Angehörigen an den Folgen der AIDS-Krankheit, etwas tun wollten. Schnell wuchs die kleine Gruppe zu einer ganze Bewegung mit Hunderten Aktivisten überall in den USA. Es ging um Aufmerksamkeit und öffentlichen Druck auf Verantwortliche, damit das Leiden der Kranken wenn schon nicht beendet, so doch wenigstens gelindert werden konnte.

Act Up - Graffito an der Westseite der Berliner Mauer, 2008 (Foto: Gary dee)
Act Up - Graffito an der Westseite der Berliner Mauer, 2008 (Foto: Gary Dee)


Chronologisch arbeitet Jim Hubbard wegweisende Höhepunkte in der Geschichte von „Act-Up“ heraus. Sei es die Besetzung der Wall Street oder der Sturm auf die US-Pharmabehörde FDA, mit dem Zweck die jahrelangen Verfahren der Medikamentenzulassung massiv zu beschleunigen. Wir sehen Found-Footage, wir hören Protagonisten der Zeit bei ihren Erzählungen des Erlebten. Um es freundlich zu formulieren, dieser Film ist … Nein, hier möchte ich nicht mehr freundlich sein. Dafür umso deutlicher.

Werke wie UNITED IN ANGER haben an Orten, die auch nur ansatzweise einem Kino ähnlich sehen, nichts zu suchen! Es ist leider eine schlechte Angewohnheit im zeitgenössischen US-Dokumentarfilm, sich den dramaturgischen und formalen Prämissen des Fernsehens allzu sehr zu unterwerfen. Hat man eines dieser Werke gesehen, hat man sie alle gesehen. Die Themen kommen und gehen, die Form bleibt stets dieselbe: Found-Footage, gezoomte Fotos und Veteranen irgendeiner Zeit, die, vor mehr oder weniger abstraktem Hintergrund sitzend, ihre Berichte abliefern. Angesichts dieser unsäglich platten, uninspirierten und enervierend drögen Uniformität ist es fast unvorstellbar, daß die USA die Heimat des „Direct Cinema“ sind. Dass in diesem Land einmal großartige Filmemacher wie Robert Drew, die Gebrüder Maysles, D.A. Pennebaker oder Richard Leacock tätig waren, und heute noch James Benning und Frederick Wiseman ihre Filme drehen. Alle hier genannten haben ihre Arbeiten mit geringsten Mitteln und auf einfachste Weise realisiert, dabei aber eine dokumentarische Form entwickelt, die an Unmittelbarkeit, Glaubwürdigkeit, Respekt vor dem Intellekt des Publikums und an kinematografischem Verständnis nichts zu wünschen übrig ließ und lässt.

Sowohl die Geschichtsschreibung der Schwulenbewegung als auch die Aufarbeitung der Geschichte der Anti-AIDS-Bewegung finden nachwievor im Kino keine auch nur ansatzweise brauchbare Form, es regieren der History-Channel und die HBO-Doku von der Stange; schmerzhaft mit anzusehen.

Jim Hubbard, Regisseur von "United in Anger: A History of ACT UP" bei der europäischen Uraufführung am  26. Juni 2012 in Berlin
Jim Hubbard, Regisseur von "United in Anger: A History of ACT UP" bei der europäischen Uraufführung am 26. Juni 2012 in Berlin

Besonders negativ stößt hierbei im HIV/AIDS-Kontext die „Veteranisierung“ auf. Alles, was noch lebt, wird vor die Kamera gezerrt. Um des tragischen Eindrucks willen sind die Schreckensbilder abgemergelter und siechender junger Männer in ihren Betten dazwischen geschnitten. Seht, wir haben gelitten aber überlebt! Seht, unsere Freunde sind so grauslich gestorben. Unwillkürlich fragt man sich, was da für ein Andenken gepflegt wird? Das an die Verstorbenen oder das an das Glück, vom Schicksal verschont geblieben zu sein?Wenn alles, was die AIDS-Krise übrig gelassen hat, aus wenigen Handvoll verheulter und erinnerungsschwerer Veteranen besteht, dann hat das Virus nicht nur Tausende Menschen umgebracht. Geist und Intellekt der schwulen Bewegungen wurden durch HIV ebenfalls ausgerottet. Oder wie es die Autorin Fran Lebowitz sinngemäß formulierte, „hat AIDS eben nicht jene getötet, die brav und an die Norm angepasst vor sich hinlebten. Dem Virus sind die Freigeister, die Intellektuellen, die Künstler und ihr Publikum zum Opfer gefallen. Beinahe über Nacht verschwanden diese Menschen von der Bildfläche, was selbst in Städten wie New York einen nachhaltigen kulturellen Wandel verursachte.“

Freilich, „Act-Up“ hatte nachhaltigen Erfolg, von dem selbst die heutige „Occupy“-Bewegung“ zehrt. Gerechterweise muss man Jim Hubbard zugestehen, dass sein Film UNITED IN ANGER dies anklingen lässt. Darüber hinaus findet sich nicht viel in diesem Werk. Erst recht nichts, was nicht auch ein Wikipedia-Artikel leisten könnte. Dem Kino bleibt eine adäquate dokumentarische Auseinandersetzung mit dem Virus weiterhin versagt.

UNITED IN ANGER: A HISTORY OF ACT-UP
USA 2012
Dokumentarfilm
90 Minuten
Regie: Jim Hubbard
Buch: Jim Hubbard, Ali Cotterill
Kamera: James Wentzy
Schnitt: Ali Cotterill
Siehe auch den Text: „Gedenkendlosmontage“ zu WE WERE HERE (USA 2012).
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Danke an Manuel für den Gastbeitrag!

RKI: neue Publikation zu Sicherheit von Blut

Das Robert-Koch-Institut RKI hat eine neue Publikation zum Thema Sicherheit und sichere Versorgung mit Blut heraus gegeben. Das Heft „Blut – aber sicher!“ ist im Internet verfügbar. Einer der fünf Beiträge beschäftigt sich unter dem Titel „HIV-, HCV-, HBV- und Syphilissurveillance unter Blutspendern in Deutschland 2008–2010“ mit infektiologischen Daten auch zu HIV:

„Für die Jahre 2008-2010 lag die Prävalenz bezogen auf 100.000 Untersuchungen von Neuspendern für HIV zwischen 6,6 und 7,0 … Die Serokonversionen bezogen auf 100.000 Mehrfachspenden lagen für HIV zwischen 0,8 und 0,9 … Die inzidenten HIV-Infektionen hingegen erreichten sowohl 2008 als auch 2010 Höchstwerte bei insgesamt leicht steigendem Trend seit 2001.“

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RKI 30.07.2012: Blut – aber sicher! (pdf)
RKI 30.07.2012: HIV-, HCV-, HBV- und Syphilissurveillance unter Blutspendern in Deutschland 2008–2010 (pdf)

Françoise Barré-Sinoussi neue Präsidentin der IAS

Françoise Barré-Sinoussi ist für die kommenden zwei Jahre neue Präsidentin der International Aids Society IAS. Sie wird Nachfolgerin von Dr. Elly Katabira.

Prof. Françoise Barré-Sinoussi ist derzeit Direktorin für Retrovirus-Infektionen (Unité de Régulation des Infections Rétrovirales ) am Institut Pasteur in Paris. 2008 erhielt sie für die Entdeckung von HIV den Nobelpreis für Medizin (siehe ondamaris 08.10.2008: Wissenschaftskrimi um den Aids-Erreger).

Auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington war Françoise Barré-Sinoussi führend an der dort auf den Weg gebrachten ”Strategie zur Heilung von HIV” beteiligt, deren Ko-Vorsitzende sie ist. Barré-Sinoussi ist Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften.

Françoise Barré-Sinoussi, neue Präsidentin der International Aids Society IAS (Foto: Institut Pasteur)
Françoise Barré-Sinoussi , neue Präsidentin der International Aids Society IAS (Foto: Institut Pasteur)

Als Präsidention der IAS wird Prof. Françoise Barré-Sinoussi auch Leiterin der ‚7th IAS Conference on HIV Pathogenesis, Treatment and Prevention‘ (IAS 2013) sowie der XX. Internationalen AIDS Konferenz (AIDS 2014) sein.

Die IAS ist u.a. Veranstalter der Internationalen Aids-Konferenzen, die alle zwei Jahre (zuletzt 2012 in Washington) stattfinden.

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IAS 27.07.2012: Françoise Barré-Sinoussi (France) Becomes IAS President Chris Beyrer (USA) Becomes IAS President-Elect, Dr. Anton Pozniak (UK) is the New Treasurer (pdf)

Namibia : Sterilisation HIV-positiver Frauen gegen ihren Willen, so Gericht

Drei HIV-positive Frauen wurden in Namibia ohne ihre vorherige informierte Einwilligung (informed consent) sterilisiert, bestätigte heute ein Richter. Allerdings sah er keinen Zusammenhang mit ihrem HIV-Status. Über die Höhe von Schmerzensgeld oder Schadenersatz soll später entschieden werden.Dies berichtet die BBC.

Die drei Frauen hatten sich für einen Kaiserschnitt entschieden, um das Risiko einer HIV-Übertragung auf ihr Kind zu reduzieren. Nach Angaben der Anwälte wurde den Frauen gesagt, der Kaiserschnitt könne nur durchgeführt werden, wenn sie sich gleichzeitig für eine Sterilisation entscheiden.

Das Gesundheitsnministerium betrsiott, dass es Anweisungen gebe, HIV-positive Frauen zu sterilisieren. Eine Vertreterin des Southern Africa Litigation Centre (SALC) hingegen betionte, die aktuellen drei Fälle seien nur „die Spitze des Eisbergs“. Viele HIV-positive Frauen würden in Namibia ohne ihre Einwilligung sterilisiert.

Namibia hatte mit Wirkung ab 1. Juli 2010 seine zuvor bestehenden Einreisebeschränkungen für HIV-Positive aufgehoben.

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BBC 30.07.2012: Namibia judge backs sterilised women
IRIN 30.07.2012: NAMIBIA: Partial victory for HIV-positive sterilized women
Aids2012: Seeking Justice: Litigating the Forced Sterilization of Women Living with HIV – Panel Discussion

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Nach Washington: Genug des Optimismus – Packen wir’s an

Die XIX. Internationale Aids-Konferenz ist vorbei.

Verfolgte man die Berichterstattung in den Medien, kann man den Eindruck gewinnen, es sie alles nicht mehr so schlimm mit HIV und Aids – und werde von nun an immer besser. „Optimistischer Abschluss der Welt-Aids-Konferenz“ titeln auch seriöse Medien, oder ziehen noch prägnanter das Resümee „Der Anfang vom Ende der Aids-Epidemie“.

Oder die Statements von Politikern. Eine „Generation ohne Aids“ sieht Hillary Clinton, US-Außenministerin, schon am Horizont, und Francois Hollande, französischer Staatspräsident, sieht (wie andere auch) die Möglichkeit, „die Aids-Epidemie in der ganzen Welt zu beenden“.

Nun müssen große Konferenzen große Schlagzeilen produzieren, um hohe mediale Aufmerksamkeit zu erlangen (oder: die Verantwortlichen glauben dies zumindest). Und Politiker benutzen solche Momente gerne für starke  Worte, einprägsame Formulierungen, um selbst Schlagzeilen zu produzieren (in wessen Interesse, bliebe dabei zu hinterfragen).

Allein – bei all dem Jubel bleibt ein schaler Beigeschmack.

Millionen HIV-Positive weltweit erhalten keinerlei antiretrovirale Behandlung, obwohl sie sie dringend benötigen. Warum? Weil das Geld fehlt. Weil die erforderlichen Strukturen fehlen. Weil die Medikamenten-Preise für viele Staaten (u.a. aufgrund von Patentrechten von Pharamkonzernen aus Industriestaaten) unerschwinglich hoch sind. Ganz abgesehen von den sozialen Bedingungen, der Stigmatisierung und Diskriminierung, der Verfolgung und Kriminalisierung, der HIV-Positive in vielen Staaten der Welt ausgesetzt sind.

Und auch hierzulande ist nicht ‚alles im grünen Bereich‘, bei weiten nicht. HIV-positiv am Arbeitsplatz, das ist immer noch ein alles andere als sorgenloses Thema. HIV-Zwangstests stehen wieder auf der politischen Tagesordnung. Kriminalisierung HIV-Positiver ist auch hierzulande bedrückt auch hier. Probleme mit Kondomen in Knästen, Methadon-Programmen im Strafvollzug sind immer wieder Grund für Ärger. HIV-Positive haben immer wieder Probleme bei bzw. mit ihrem Zahnarz . Und dies sind nur einige beispielhafte Probleme im Leben mit HIV, das derzeit auch hierzulande noch weit davon entfernt ist, entspannt zu sein.

Es ist schön, Visionen zu haben, Visionen von einer „Generation ohne Aids“.

Und ich wünsche zukünftigen Generationen weltweit, dass sie ohne den Horror, der Aids für meine Generation war, leben können.

Bis diese Visionen vielleicht Realität werden, sollten wir die realen Probleme nicht aus den Augen verlieren – und sie anpacken. Die Probleme vor der eigenen Haustür, genauso wie die in Regionen die manchmal so weit entfernt schienen, uns aber dennoch sehr wohl viel angehen.

Egal ob ignorante Politiker, desinformierte Zahnärzte oder Regierungen, die glauben sich unterfinanzierte Aids-Programme leisten zu können – unsere Probleme liegen (auch) vor unserer Haustür.

Wie sagte es ein längst aus der Mode geratener Werbespruch:

Packen wir’s an.

 

 

ein herzlicher Dank an Roland

Die XIX. Internationale Aids-Konferenz in Washington ist vorbei.

Tausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind auf dem Rückweg, auch die Delegation der Deutschen Aids-Hilfe DAH. Unter ihnen Roland – der mit einem Scholarship der DAH als HIV-Positiver erstmals eine Welt-Aids-Konferenz besucht hat.

Und der für ondamaris täglich live berichtet hat, welche Veranstaltungen er besuchte, welche Themen ihm persönlich wichtig erschienen, welche Eindrücke er gewonnen hat. Zehn Tage lang hat Roland live berichtet, aus den Meetings und Prä-Konferenz-Symposien, die vor der Aids 2012 stattfanden, wie auch jeden Tag live von der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington.

Eine Übersicht über alle Beiträge in ‚Rolands Washington-Tagebuch‘ ist hier zu finden:

XIX. Internationale Aids Konferenz 2012 : täglich live dabei mit Roland

Alle (auch die weiteren) Artikel, die auf ondamaris zu Themen der XIX. Internationalen Aids-Konferenz Washington 2012 erschienen sind, liefert in einer Übersicht ein Klick auf das Stichwort ‚Aids2012‚ (alle Artikel auf ondamaris sind seit langem Stichworten zugeordnet).

Eine Welt-Aids-Konferenz zu besuchen mit ihren Tausenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern, einem nahezu unüberschaubaren Vortrags- und Veranstaltungsangebot, ständig neuen spannenden Begegnungen mit Kollegen, Aktivisten und Forschern aus anderen Ländern und Kontexten – – – all dies ist sehr anstrengend und kräftezehrend. Wer einmal dabei war, kann ermessen, welche Anstrengungen das bedeutet, umso mehr für jemanden, der ‚das erste Mal‘ dabei ist.

Roland hat über den anstrengenden Konferenz-‚Alltag‘ hinaus zusätzlich jeden Tag (und meist zu nachtschlafener Zeit) noch Zeit und Energie gefunden, für ondamaris live von der Konferenz zu berichten, Texte zu schreiben, Fotos zu machen und bereit zu stellen, die ich dann am frühen Morgen hiesiger Zeit als ondamaris-Artikel umgesetzt und online gestellt habe.

Für diesen tollen Einsatz bin ich Roland sehr dankbar. Ohne ihn wäre eine derart umfassende Berichterstattung über die XIX. Internationale Aids-Konferenz in Washington 2012 nicht möglich gewesen.

Ein Dank an die DAH, die diese Berichterstattung durch ihr Scholarship erst ermöglicht hat. Vor allem aber:

Ein sehr herzliches Danke, Roland!

Rolands Washington-Tagebuch, Tag 5: Patentverhinderung – und Mexikanische Gefängnisse schützen vor Syphilis

Heute ist der letzte richtige Konferenztag. In der Industrieausstellung stehen um 17:00 Uhr schon die Kartons herum und es wirkt ungemütlich … wobei es vorher auch nicht gemütlich war.

Gerade stellt sich etwas Routine bei mir ein, man weiß wo man sitzen sollte und welche Räume wo sind, kennt nun einige Leute aus der großen weiten AIDS-Welt und hat sich an das einheimische Essen gewöhnt, da ruft einen schon der Vorabend-Check-In der KLM in die Heimat.

Ein wenig Aktivistenlärm hat es heute im Konferenzbereich auch gegeben – aber nicht viel…

Europe - hands off our medicine!
Europe - hands off our medicine!

Sie waren auch am deutschen Regierungsstand demonstrieren

Ich habe mich heute mit der Frage „Wie messe ich ob eine Maßnahme zu HIV / AIDS erfolgreich ist?“ befasst. Es gab eine Reihe von Untersuchungen, die vorgestellt wurden. Damit erhofft man sich eine genauere Steuerung der Gelder. So stellte sich in einer Untersuchung für Süd-Afrika heraus, dass zwei Schwerpunktzentren absolut überflüssig sind.

Es gab aber auch Vorträge, bei denen ich den Eindruck hatte, die Überprüfung sollte nur ein vorheriges Ergebnis bestätigen.

Die Instrumente bleiben im Allgemeinen weit hinter den Standards zurück, die ich aus anderen Kontrollbereichen kenne. Es könnte also eigentlich mit dem vorhandenen Geld mehr Positiven geholfen werden.

Global Village
das Global Village ...

… in einer unvorteilhaften Position

Am Nachmittag habe ich einen Workshop zur „Patentbekämpfung“ / Patentverhinderung besucht. Ärzte ohne Grenzen startet gerade eine Kampagne, in der die Zivilgesellschaften der einzelnen Länder versuchen sollen, ungerechtfertigte Patentanmeldungen für Medikamente zu verhindern ( Patentvrhinderung ). Hierfür wurden den Teilnehmern einige Werkzeuge präsentiert und anhand von erfolgreichen Kampagnen aus Indien und Brasilien gezeigt, dass diese Strategie wirksam sein kann.

Patentverhinderung
Patentverhinderung

Erfolge der Patentverhinderung …

Erfolge der Patentverhinderung – nur das kleine gelbe Feld sind Patente, die unverändert vergeben wurden … alles andere waren Verschlechterungen zu Lasten der Industrie

Mein exotischster Workshop war sicher „Providing HIV care in Floods, Violence and War“.

(Ich neige ja zum Schwarzsehen). Das Thema wirkt erst weit weg, wenn man aber an die Flutkatastrophen von New Orleans denkt, kann es eben auch in Industrieländern zu problematischen Situationen in der Medikamentenversorgung kommen.

Syphilis in mexikanischen Gefängnissen
Syphilis in mexikanischen Gefängnissen

Helle Balken = Gefangene; Dunkle Balken = Bevölkerung

Kurioses Forschungsergebnis der Tages: In mexikanischen Gefängnissen sind prozentual weniger (!) Männer mit Syphilis infiziert als in der Normalbevölkerung – die Jungs hatten aber bei allen anderen Kriterien einen schlechteren Gesundheitszustand.
(muchos saludos a mi profesor)

Konferenzbüros
Konferenzbüros

der kleine Freitag

Am Freitagmorgen haben wir jetzt noch unsere Abschlußbesprechung gehabt. Im Wesentlichen war die Gesamtbewertung der Konferenz positiv. Es fehlten zwar die Programmhighlights in der Konferenz, aber das Standkonzept der DAH ist gut aufgegangen und die Präsenz im Global Village war erfolgreich.

In 2 Stunden geht es los zum Flughafen.

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In ‘Rolands Washington-Tagebuch’ sind bisher erschienen:
ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama
ondamaris 20.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht
ondamaris 21.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei
ondamaris 22.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -1: Aids 2012 – Indigenious Youth is the Present … weil sie schon angefangen haben die Welt zu verändern
ondamaris 23.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 1: Aids 2012 – Es geht los … mit Demo und Minister
ondamaris 24.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 2: Aids 2012 – Geld, Geld, Geld
ondamaris 25.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 3: Aids 2012: die grosse Demo – Bring it back, Robin Hood!
ondamaris 26.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 4: Aids 2012: Verteilungskämpfe
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Gesundheitsministerin Frankreichs : Proteste in Washington – gegen Diskriminierung bei der Bestattung HIV-Positiver (akt.)

HIV-Positive und Aids-Aktivisten protestierten bei der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington gegen die Gesundheitsministerin Frankreichs. Im Mittelpunkt der Kritik  u.a.: diskriminierende Regelungen bei der Bestattung HIV-Positiver .

„La présence de Marisol Touraine à Washington nous rend folles“, die Anwesenheit der Gesundheitsministerin lässt uns verrückt werden – spitzte ACT UP Paris die Proteste zu. ACT UP beklagte mangelndes Fachwissen und Inkompetenz im Ministerium, das erst am Vorabend bei einem Gespräch in der französischen Botschaft erneut deutlich geworden sei. In der Kritik vor allem jedoch: die Diskriminierung bei der Bestattung HIV-Positiver (Versorgung nach dem Tod).

Die Ministerin reagierte auf den Inhalt der Proteste „mit großer Gleichgültigkeit“, wie ACT UP Paris anmerkt. Sie erklärte sich einzig bereit, die diskriminierende Beerdigungs-Regelung mit HIV-Positiven und Aids-Organisationen „weiter zu diskutieren“. DerNationale Aids-Rat Frankreichs hatte sich für eine Aufhebung des Verbots ausgesprochen. Seit drei Monaten sei diese Stellungnahme jedoch im Ministerium nicht wahrgenommen worden, beklagen die Aktivisten. Wissenschaftliche Erkenntnisse, die für eine Aufhebung der Regelung sprächen, würden im Ministerium schlicht ignoriert.

Die Ministerin wurde von einem ACT UP – Vertreter mit ausführlicher Begründung und Erläuterung der Situation gebeten, vor Ort die Aufhebung des Verbots schriftlich zu bestätigen. Die bis dahin sitzende Ministerin erhob sich demonstrativ und reagierte mit einem kurzen „non“. Sie verstehe die Nachfrasge, könne sich dazu aber heute (wieder) nicht äußern. Zudem sei sie nicht die einzige an der Entscheidung Beteiligte. Ein Videomitschnitt ist derzeit nur auf Facebook verfügbar.

In Frankreich besteht seit langem ein für Menschen, bei denen bekannt ist, dass sie zu Lebzeiten mit HIV oder mit einer viralen Hepatitis infiziert waren, ein Verbot, den Körper nachd em Tod zu pflegen (z.B. balsamieren, waschen, etc.). Am 20. Juli 1998 trat eine Gesetzes-Novelle (Arrêté) in Kraft, mit der HIV und virale Hepatitis zur Liste der übertragbaren Kranheiten hinzugefügt wurden, die dieses Verbot bedingen. Stattdessen muss der Leichnam unverzüglich eingesargt werden, der mit einem Gaswäscher auszustattend Sarg dann ‚hermetisch verschlossen‘ werden.

Seit langem beklagen HIV-Positive und ihre Organisationen diese als diskriminierend empfundene Praxis bei der Bestattung HIV-Positiver . Angekündigte Aufhebungen (wie zuletzt im Januar 2012 durch den vorigen Gesundheitsminister Bertrand der Sarkozy-Regierung) wurden bisher nicht umgesetzt.

Marisol Touraine von der PS Parti Socialist (und Tochter des Soziologen Alain Touraine) ist seit 2012 französische Ministerin für soziale Angelegenheiten und Gesundheit. Innerhalb der PS ist sie zudem Präsidentin der linkspolitischen Denkfabrik ‚À gauche, en Europe‘.

Marisol Touraine, französische Gesundheits- und Sozialministerin (Foto: gouvernement.fr)
Marisol Touraine, französische Gesundheits- und Sozialministerin (Foto: gouvernement.fr)

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weitere Informationen:
LegiFrance: Arrêté du 20 juillet 1998 fixant la liste des maladies contagieuses portant interdiction de certaines opérations funéraires prévues par le décret n° 76-435 du 18 mai 1976 modifiant le décret du 31 décembre 1941
ACT UP Paris 26.07.2012: Act Up-Paris à Washington (5). Zap, Zap, Zap. La présence de Marisol Touraine à Washington nous rend folles.
ACT UP Paris 25.01.2012: Après les propos de Xavier Bertrand sur les soins funéraires, nous attendons la levée de l’interdiction
ACT UP Paris 03.01.2012: L’exclusion des PVVIH des soins funéraires : une absurdité dangereuse et violente
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Die Washington D.C. Erklärung – Gemeinsam das Blatt wenden: Eine Erklärung, um die AIDS-Epidemie zu beenden (akt.)

Die Washington D.C. Erklärung

Gemeinsam das Blatt wenden: Eine Erklärung, um die AIDS-Epidemie zu beenden

Wir stehen an einem einzigartigen Zeitpunkt in der Geschichte der AIDS-Epidemie.

Drei Jahrzehnte von hartnäckiger Überzeugungsarbeit in der Gemeinschaft, von Forschung und Dienstleistung haben die Welt and den Rand eines Szenarios gebracht, das noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre: die Möglichkeit damit zu beginnen, die AIDS-Epidemie noch zu unserer Lebzeit zu beenden. Die Verluste waren unberechenbar; die Gewinne außergewöhnlich. Doch jetzt, durch neue wissenschaftliche Fortschritte und gesellschaftliche, politische und menschenrechtliche Gewinne haben wir entdeckt, dass es möglich ist, ein Paket an bewährten Strategien zusammenzustellen und zu liefern, die, wenn sie als Maßstab genommen warden, das Blatt bei AIDS wenden können.

Wir brauchen noch immer ein Heilmittel und einen Impfstoff. Aber wir müssen unsere Ressourcen und Anstrengungen erhöhen, indem wir die Mittel zu verwenden di wir heute haben, um Neuinfektionen drastisch einzudämmen und die Gesundheit von Millionen von Menschen mit HIV/AIDS zu verbessern. Millionen Menschenleben werden gerettet.

Das Blatt gegen HIV/AIDS zu wenden wird eine aufeinander abgestimmte Führung auf allen Ebenen der Regierung, des Gesundheitswesens, der Wissenschaft und der nichtstattlichen Organisationen benötigen. Wir müssen uns um multidisziplinäre Ansätze bemühen, die die Menschenrechte und die Würde aller von der Epidemie Betroffenen respektiert und aufrechterhalten.. Das Ziel, mit dem Ende der AIDS-Epidemie zu beginnen ist ehrgeizig, aber erreichbar. Es ist in unserer Reichweite.

Um das Blatt gemeinsam zu wenden, müssen wir:

  1. Steigerung gezielter neuer Investitionen. Wir können Leben retten, Infektionen verhindern und das globale Preisschild der Epidemie mit einer sofortigen, strategischen Steigerung in Investitionen verringern. Größere Fortschritte benötigen angemessene Finanzierungszusagen von globalen und lokalen Spendern, einschließlich der weltweiten nationalen Regierungen.
  2. Sicherstellung evidenzbasierter HIV-Prävention, Behandlung und Pflege im Einklang mit den Menschenrechten derjenigen, deren Risiken am höchsten und deren Bedürfnisse am dringendsten sind. Dazu gehören Homosexuelle, Transsexuelle, Drogenabhängige, gefährdete Frauen, Jugendliche, schwangere Frauen, die mit HIV leben und Prostituierte ebenso, wie andere betroffene Personen der Bevölkerung. Niemand kann ausgeschlossen werden, wenn wir unser Ziel erreichen wollen.
  3. Das Beenden von Stigmata, Diskriminierung, rechtlichen Sanktionen und Menschenrechtsverletzungen gegen Menschen, die mit HIV leben und den Gefährdeten. Stigmata und Diskriminierung behindern alle unsere Bemühungen und verhindern die Bereitstellung wesentlicher Dienstleistungen.
  4. Deutlich mehr HIV-Tests, Beratung und Verbindungen zu Prävention, Betreuung und unterstützenden Diensten. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, ihren/seinen HIV-Status zu kennen und die Behandlung, Pflege und Unterstützung zu erhalten, die er/sie benötigen.
  5. Bereitstellung von Behandlung für alle schwangeren und stillenden Frauen die mit HIV leben und das Beenden perinataler Übertragung: Wir können Frauen unterstützen am Leben und gesund zu bleiben und pädiatrische HIV-Infektionen zu beenden.
  6. Erweiterter Zugang zu antiretroviraler Behandlung für alle Bedürftigen. Wir können AIDS nicht beenden, bis das Versprechen des universellen Zugangs realisiert wird.
  7. TB erkennen, diagnostizieren und behandeln. Umsetzung von TB Präventionsprogrammen durch integrierte HIV und TB Dienstleistungen. Nicht mehr mit HIV leben, aber an TB sterben.
  8. Beschleunigte Erforschung von neuen HIV-Präventions- und Behandlungsmethoden, einschließlich neuer Ansätze wie Pre-Expositions-Prophylaxe (PrEP) und Mikrobiziden und eine optimale Bereitstellung von dem wir wissen, dass es funktioniert, von Kondomen bis zur Behandlung als Prävention. Erweiterte Forschung nach einem Impfstoff und einer Heilung. Forschung ist wichtig, um uns aus der Epidemie zu führen.
  9. Mobilisierung und sinnvolle Einbeziehung der betroffenen Gemeinden muss das Herzstück der gemeinsamen Reaktionen sein. Die Führung der direkt Betroffenen ist ausschlaggebend für eine effektive HIV/AIDS-Reaktion.

Die vor uns liegenden Herausforderungen sind groß, doch die Kosten des Scheiterns werden größer sein. Wir rufen alle besorgten Bürger der globalen Gemeinschaft auf, im Geiste der Solidarität und der gemeinsamen Handlung und mit dem vollsten Engagement der Gemeinschaft von Personen die mit HIV leben die erneute Dringlichkeit zu versuchen den weltweiten Kampf gegen AIDS zu erweitern. Wir müssen beginnen mit dem zu handeln, was wir wissen. Wir müssen mit dem Ende von AIDS beginnen – Gemeinsam.

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(Dokumentation der Washinton Erklärung nach http://www.2endaids.org/lang/german.html, Stand 27.07.2012, 08:00 Uhr MESZ nach der nun auch auf 2endaids.org online stehenden pdf-Version, Stand 27.07.2012, 10:20 Uhr MESZ)

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Zeichnungs-Möglichkeit der Washignton Erklärung hier

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Deutsche AIDS-Hilfe: AIDS auch in Deutschland beenden!

Während der Welt-AIDS-Konferenz in Washington, die heute zu Ende geht, hat die Deutsche AIDS-Hilfe die „ Washingtoner Erklärung “ unterzeichnet. Sie steht unter dem Motto: „Turning the Tide Togehter – A Declaration to End the AIDS Epidemic“ („Gemeinsam das Blatt wenden – Eine Erklärung, um die Aids-Epidemie zu beenden“).

In der Deklaration werden neun dringend notwendige Maßnahmen benannt, darunter Zugang zu Prävention, Behandlung, Versorgung und Beratung, weitere Schritte gegen Stigmatisierung, Diskriminierung und Kriminalisierung von Menschen mit HIV sowie verstärkte Anstrengungen in der Forschung (www.dcdeclaration.org, www.2endaids.org).

Der im internationalen Vergleich sehr erfolgreichen deutschen HIV-Prävention wurde in Washington großes Interesse entgegengebracht. Oft wurde die Frage gestellt, welche Maßnahmen auf andere Länder übertragbar seien. Dazu sagt Carsten Schatz, Mitglied im Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe:

„Die deutsche HIV-Prävention ist so erfolgreich, weil sie auf Beteiligung der am stärksten von HIV betroffenen Gruppen setzt und Diskriminierung entgegenwirkt. Wir wünschen uns, dass dieses Modell in noch mehr Ländern Fuß fasst. Zugleich müssen wir aber noch Lücken im eigenen Land schließen: Menschen in Haft sind von wirksamen Maßnahmen wie Spritzentauschprogrammen ausgeschlossen und haben oft keinen Zugang zu Substitutionstherapien. Drogenkonsumräume retten nachweislich Leben, dürfen aber noch immer in mehreren Bundesländern nicht betrieben werden. Vermeidbare HIV- und Hepatitis-Infektionen werden in Kauf genommen – das ist inakzeptabel.“

Schatz weiter: „In der Forschung muss Deutschland seine Anstrengungen erheblich verstärken. Die Konferenz hat bezüglich der Heilung der HIV-Infektion international ein Aufbruchssignal gesetzt. Wenn Deutschland bei der Finanzierung der Forschung so zurückhaltend bleibt wie bisher, laufen wir Gefahr, abgehängt zu werden. Und das trotz vielversprechender Ansätze: Die ,molekulare Schere’, die HIV aus infizierten Körperzellen entfernen kann, wurde vom Hamburger Heinrich-Pette-Institut entwickelt.“

Die Konferenz in Washington hat keine großen Durchbrüche gebracht, wohl aber wichtige Zeichen gesetzt. Hochrangige Meinungsführer wie UNAIDS-Direktor Michel Sidibé haben betont, dass die präventive Wirkung der HIV-Medikamente – sei es nun in Form der Therapien HIV-Positiver oder als Präexpositionsprophylaxe – nicht gegen die Prävention ausgespielt werden darf. Information, Beratung und Interventionen gegen Diskriminierung sind und bleiben essenziell. In Washington wurde das Zusammenspiel verschiedener unverzichtbarer Maßnahmen analog zu den Kombinationstherapien als „kombinierte Prävention“ bezeichnet.

DAH-Vorstand Carsten Schatz abschließend: „AIDS ist heute eine meist vermeidbare Folge der HIV-Infektion. Obwohl wir auf eine Heilung noch länger werden warten müssen, können wir die Krankheit tatsächlich ,beenden’, wenn wir alle Menschen an den Erfolgen von Therapie und Prävention teilhaben lassen. Ob dies gelingt, ist eine Frage des politischen Willens – weltweit, aber auch in Deutschland.“

(Pressemitteilung DAH)

Rolands Washington-Tagebuch, Tag 4: Aids 2012: ART und andere Verteilungskämpfe

Fast verschlafen weil ich den Hotelwecker nicht gehört habe. Um 07:30 ist die Morgenkonferenz der Delegation im Hotelfoyer, auf der jeder erzählt, was er vorhat und man checkt, wer noch welche Hilfe braucht. Es gibt ja zwei „deutsche“ Stände, einer davon muß von der DAH „bespielt werden“, und heute hatten wir auch noch in der Pan European Networkingzone 2 Programme zu liefern. Nebenbei müssen alle auch immer noch versuchen, im Kongreßprogramm möglichst viel mitzubekommen und andere Termine wahrnehmen.

Pan European Networking Zone: HIV und Arbeit
Pan European Networking Zone: HIV und Arbeit

Da man auf der Konferenz nicht immer so richtig weiß wer positiv ist, habe ich mich heute in die Positivenlounge begeben. Das ist ein Bereich, in den nur Positive gehen dürfen und wer da drin ist, hat sich zumindest etwas geoutet (was ich ja auch gerade immer wieder übe).

Die Stimmung in der Lounge war dann aber anders, als ich es erwartet hatte. Man blieb etwas auf Abstand und kommunizierte eher mit Bekannten als mit Fremden – anders als im Global Village – oder man tippte lauter wichtige Dinge in sein Telefon.

Als ich dann noch bemerkte, dass einige Positive ihren Dreck einfach liegenlassen – damit der dann von den ehrenamtlichen Helfern weggeräumt wird – fühlte ich mich etwas wie in der Lufthansalounge am Frankfurter Flughafen.

Man ist irgendwie darauf bedacht, wichtig und toll zu erscheinen. Ich hätte natürlich vermutet, daß man unter Positiven sich genau anders verhält; dass man in einem geschützten Raum wie der wirklich netten, großzügigen Lounge offener und entspannter aufeinander zugeht.

Im Kongreß geht es viel um Verteilungsfragen und das durchaus mit gutem Niveau (die Ginimaße grüßen).

Die politische Stoßrichtung aller drei Veranstaltungen, in denen ich heute war, ist tendenziell gegen die Pharmafirmen und die Regierungen gerichtet. Es wird dabei fast ausschließlich aus einer Perspektive der Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommensniveau diskutiert. Das hat seine Berechtigung, weil es hier für die Positiven oftmals direkt ums weitere Überleben geht. Ohnehin haben dort viele Positive keinen Zugriff auf die notwendigen ART Medikamente.

Preisverfall bei ART Medikamenten nach der Erklärung von Doha
Preisverfall bei ART Medikamenten nach der Erklärung von Doha

Meistgezeigtestes Chart: Dieses Bild habe ich bisher 6 mal in verschiedenen Vorträgen gezeigt bekommen. Es illustriert den Preisverfall bei ART Medikamenten nach der Erklärung von Doha.

Ich vermisse hierzu europäische Beiträge, Meinungen und Ideen, die über eine Zustimmung zu den berechtigten Forderungen nach „Universal Access“ (jeder (!) erhält seine benötigten Medikamente) hinaus gehen. Was sind möglicherweise eigene Interessen von Positiven in Europa? Gibt es in diesem Verteilungskampf womöglich in den nächsten Jahren Konflikte, die auch uns als Europäer betreffen? Solange wir uns nicht beteiligen, werden diese Positionen (heute mehrfach) von anderen dargestellt.

What does the EU want?
What does the EU want?

So wird Europa wahrgenommen in Vorträgen zur ART Versorgung in „low and middle Income Countries“

Die Pharmaunternehmen gehen geschickt vor, um ihre Renditen mit HIV zu maximieren. Dabei werden sowohl lang- als auch kurzfristige Strategien genutzt. Eine Form ist die Patentpolitik für einzelne Produkte. Die Laufzeiten werden künstlich immer weiter verlängert. Aber auch in der Welthandelspolitik haben die Unternehmen sich gut aufgestellt. Handelsabkommen scheinen auf den ersten Blick sinnvoll für die Länder, aber sie sichern auch den Medikamentenmarkt ab.

Am Abend gab es ein gemeinsames Abendessen wo man schon mal eine Zwischenbilanz ziehen konnte. Meine ist sehr positiv.

Tag 4 - die erschöpfte DAH-Delegation
Tag 4 - die erschöpfte DAH-Delegation

Etwas erschöpfte Delegation aber noch in freudiger Erwartung auf ein Essen…welches das Restaurant überfordern wird.

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In ‘Rolands Washington-Tagebuch’ sind bisher erschienen:
ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama
ondamaris 20.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht
ondamaris 21.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei
ondamaris 22.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -1: Aids 2012 – Indigenious Youth is the Present … weil sie schon angefangen haben die Welt zu verändern
ondamaris 23.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 1: Aids 2012 – Es geht los … mit Demo und Minister
ondamaris 24.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 2: Aids 2012 – Geld, Geld, Geld
ondamaris 25.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 3: Aids 2012: die grosse Demo – Bring it back, Robin Hood!
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Video: Gesundheitsministerin von Kanada bei Rede in Washington von Protesten unterbrochen

Die Gesundheitsministerin von Kanada , Leona Aglukkaq, sah sich auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz Protesten ausgesetzt – wegen ihrer Aids-Politik, insbes. ihrer Weigerung, Druckräume und harm reduction zu unterstützen.

Die Gesundheitsministerin Kanadas, Leona Aglukkaq, ist kein Fan von harm reduction. Harm Reduction bedeutet Strategien, die dazu dienen, Risiken zu minimieren, Schaden helfen abzuwenden. Konkret z.B., DrogengebraucherInnen die Möglichkeit zu bieten, Drogen sicher zu konsumieren, indem saubere Spritzbestecke oder Druckräume zur Verfügung stehen. Leona Aglukkaq, Gesundheitsministerin Kanadas, schwebt hingegen weiterhin eine drogenfreie Gesellschaft vor – pragmatische Politik wie Druckräume, Spritzbestecke bereitzustellen lehnt sie ab.

Als der Oberste Gerichtshof Kanadas jüngst in einem Urteil zu Gunsten des einzigen (!) in Kanada existiereden Druckraums (Insite) entschied (nach Versuchen, diesen zur Schließung zu zwingen), äußerte sie ihre Enttäuschung über das Urteil.

Enttäuscht, wütend über das Verhalten ihrer Gesundheistministerin, protestierten kanadische Aids-Aktivisten während der Rede, die Leona Aglukkaq auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz während einer Session hielt:

Seit Jahren protesieren Aktivisten gegen die sehr harte Drogenpolitik Kanadas, die sie als sehr einseitig auf ’no drugs‘ ausgerichtet sehen (siehe ondamaris 23.07.2012: ‘Krieg gegen Drogengebraucher’ – Proteste gegen Kanadas Drogen-Politik)

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weitere Informationen:
Insite 20.07.2012: Safe Injection Advocates Interrupt Health Minister Urging Visit to Insite
Health Canada 25.07.2012: Speech by the Minister of Health the Honourable Leona Aglukkaq – AIDS 2012 – Regional Session on USA and Canada
queer.de 26.07.2012: „Act Up“ ist zurück
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