Jahreswechsel 2011 (Teil 2): gewagter Blick nach vorn

Nach dem Blick darauf, welche wichtigen Ereignisse und Gedenk-Anlässe sich 2011 jähren werden („2011 – Blick zurück nach vorn„), heute ein Blick darauf, welche Themen im Jahr 2011 im Mittelpunkt stehen könnten:

Quo vadis, HIV-Therapie? Und was ist mit Heilung von HIV?

Seit Zeiten der Aids-Konferenz von Vancouver hat sich die therapeutische Situation für HIV-Positive in Industriestaaten sehr entspannt. Zahlreiche neue Medikamente sind in den letzten 15 Jahren zugelassen worden, zudem weitere Wirkstoff-Klassen hinzu gekommen.
Doch in den vergangenen Jahren ist die Zahl der Pharmaunternehmen, die an Medikamenten gehen HIV forschen, zurück gegangen. Einige Unternehmen sind – teils aus Rendite-Gründen – aus dem HIV-Bereich ‚ausgestiegen‘, andere von Wettbewerbern übernommen worden. Zudem, die Entwicklungs-Pipeline derjenigen Unternehmen, die weiter an HIV forschen, scheint derzeit nicht eben gut gefüllt zu sein. Wie geht es weiter mit der HIV-Therapie? Werden auch zukünftig ausreichend neue (und bezahlbare) Medikamente erforscht und auf den Markt gebracht?

Die Grundlagenforschung hat einige bemerkenswerte Fortschritte dabei gemacht zu verstehen, warum einige Menschen trotz HIV-Infektion nicht erkranken (‚elite controller‘), und wie HIV in viralen Reservoirs erreicht werden könnte. Oftmals handelt es sich um kleine Forschungseinrichtungen oder Projekte mit sehr begrenztem Budget.
Wann kommt die Erforschung von Möglichkeiten zur Heilung von HIV wieder auf die politische und die Forschungs-Agenda? Und was unternehmen wir, um mehr Druck zu machen? Oder reicht uns etwa die Perspektive, lebenslang Pillen nehmen zu müssen?

Fortschritt – nur für reiche Staaten?

Die Situation hat sich für Positive verbessert – weltweit, auch in weniger entwickelten Staaten. Die Zahl der Menschen mit HIV, die Zugang zu antiretroviraler Therapie haben, konnte in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert werden.
Doch immer noch haben schätzungsweise zehn Millionen (!) HIV-Positive weltweit keinen Zugang zu wirksamen Medikamenten gegen HIV. Und selbst für Positive, die Zugang zu ersten HIV-Therapien haben, stellt sich die Frage, was wenn die erste Kombi versagt? Oft steht nur eine begrenzte Anzahl Medikamente in bezahlbaren Versionen zur Verfügung – und danach?
Werden Industriestaaten, werden auch Positive in Industriestaaten ihrer Verantwortung gerecht?

Quo vadis, HIV Prävention?

Wie geht es weiter mit der HIV-Prävention? Kondome und das Propagieren von ’safer Sex‘ waren einst das einzige wirksame Mittel der HIV-Prävention (bis auf diejenigen Menschen, die immer noch an die Wirksamkeit und Praktikabilität von Abstinenz als Methode der HIV-Prävention glauben).
Doch immer mehr wirksame Werkzeuge der Prävention stehen absehbar zur Verfügung oder kündigen sich an: Viruslast-Methode, Mikrobizide, Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP), experimentelle Impfstoffe.
Wie entwickelt sich HIV-Prävention zukünftig weiter, in Industriestaaten und in weniger industriell entwickelten Staaten? Und: in Zeiten zunehmender Medikalisierung der Prävention – welchen Platz haben nicht-medizinische Konzepte der Prävention, welche Rolle haben strukturelle Prävention und Sozialwissenschaften zukünftig, für Aidshilfe, für Szenen, für die Politik?
‚Testen und direkt behandeln‘ (test and treat), Sexpartner bei positiven Testergebnis direkt benachrichtigen – erleben wir eine Akzent-Verschiebung? Droht ein Roll-Back zu ‚old public health‘, zu längst überwunden geglaubten Mitteln der Gesundheitspolitik? Wie gehen wir damit um, wie stärken wir den freiheitlichen Ansatz der Aufklärung , Information und Entscheidungsfreiheit?

Kriminalisierung – wie agieren?

Die Zahl der Fälle, in denen Staatsanwälte gegen HIV-Positive ermitteln, in denen HIV-Positive vor Gericht stehen, scheint zu steigen. Eine erstaunliche Entwicklung – die medizinische Situation entspannt sich, die juristische scheint sich zu verschärfen.
Wie reagieren wir auf die zunehmende Zahl an Ermittlungen und Verfahren gegen HIV-Positive? Und wie wollen wir zukünftig agieren, um den Trend zunehmender Kriminalisierung zu brechen, deutlicher sichtbar zu machen, dass Kriminalisierung kontraproduktiv ist?

Alles normal? Der problematische Begriff ‚Normalisierung‘

Der Begriff ‚Normalisierung‘ wird zunehmend auch von Aidshilfe und HIV-Positiven benutzt. Doch – wie ’normal‘ ist es tatsächlich, heute mit HIV zu leben?
Für viele HIV-Positive ist ihr persönliches Leben mit HIV alles andere als ’normal‘ – ob es sich nun um eine an Aids erkrankte Frau, einen HIV-positiven Migranten mit illegalem Aufenthaltsstatus oder einen HIV-positiven Schwulen in höherem Lebensalter handelt, um nur drei Beispiele zu nennen.
Die Verwendung des Begriffes ‚Normalisierung‘ setzt – bewusst und unbewusst – neue Bilder vom Leben mit HIV. Wie viel Potential zu neuer Stigmatisierung und Selbst-Stigmatisierung liegt auch in diesen neuen Bildern?

Drei Dimensionen hat diese Debatte um ‚Normalisierung‘ (mindestens):
– Wie gehen wir mit dem, was derzeit ‚Normalisierung‘ genannt wird, um, und welche Konsequenzen ziehen wir?
– Wie gelingt die Gratwanderung zwischen einer Beschreibung einer tatsächlichen Verbesserung der Situation, und dem Vermeiden neuer Stigmatisierung oder Verharmlosung?
– Und: wird die Formulierung ‚Normalisierung‘ überhaupt je zutreffen? Selbst bei optimaler medizinischer Situation, selbst bei weitgehend abgebauten gesellschaftlichen Nachteilen und Problemen (was derzeit bei weitem nicht erreicht ist) – die HIV-Infektion  wird nie „normal“ sein, es wird immer implizit Stigma an ihr (und damit am HIV-Infizierten) haften. Der Makel der Normabweichung, von Sex Drogen Lust. Kann dieser Makel einfach ‚weg-normalisiert‘ werden? Und falls nicht – was bedeutet dies für uns? Brauchen wir andere Begriffe? Andere Strategien?

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Jahreswechsel 2011 (Teil 1): Blick zurück nach vorn

2011 wird Aids 30. Im März 1981 geht Gaetan Dougas (‚patient zero‘) wegen brauner Flecken zum Arzt, die später als Kaposi Sarkom diagnostiziert werden. Und der erste wissenschaftliche Aufsatz über das, was später Aids genannt wird, erscheint. 2011 hat aber auch das Erfolgskonzept hochwirksamer antiretroviraler Therapien Jubiläum – vor 15 Jahren war ‚Vancouver‘.

Zahlreiche Ereignisse jähren sich im Jahr 2011. Jahreswechsel – Blick zurück und Blick nach vorn. Heute: der Rückblick – was geschah vor zehn, fünfzehn, zwanzig, ja vor fünfundzwanzig oder dreißig Jahren zum Thema HIV / Aids? Welche bedeutenden Anlässe, welche Gedenk-Tage jähren sich 2011?

Im zweiten Teil am 6. Januar folgt dann ein Blick nach vorn – welche Themen könnten 2011 von großer Bedeutung sein?

15 Jahre Vancouver – der große Durchbruch

Der wohl wichtigste Event, der sich 2011 zum 15. Mal ‚jährt‘: die Aids-Konferenz von Vancouver. In Vancouver fand vom 7. bis 12. Juli 1996 unter dem Motto „One World, One Hope“ die XI. Internationale Aids-Konferenz statt.
Doch diese Konferenz war mehr als „nur“ eine „normale“ Aids-Konferenz. Vancouver wurde schnell zum Synonym für einen neuen  Aufbruch, für neue Hoffnung. Für eine neuen Wirkstoffklasse, die Proteasehemmer. Statt nur wenige Monate wirksamer Medikamente wie bis dahin gab es mit Vancouver den lange erhofften, erwarteten Durchbruch, wirksame Dreier-Kombinationen. Medikamente verschiedener Wirkstoffklassen mit einander kombiniert erreichten eine bis dahin fast undenkbare Wirksamkeit. Beinahe schon tot Geglaubte standen wieder auf, hatten plötzlich wieder Leben vor sich (darunter auch der Initiator von ondamaris).
Vancouver war und ist Synonym für Hoffnung – dass es doch gibt, was lange unmöglich schien: (Über-) Leben mit HIV und Aids. Und so wurde die Aids-Konferenz in Vancouver 1996 im Nachhinein auch zu dem, was lange undenkbar schien: dem Ende des großen Sterbens.

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Rückblicke

1981 – vor 30 Jahren

Der kanadische Flugbegleiter Gaetan Dugas aus Quebec City geht wegen auffälliger brauner Flecken auf der Haut zum Arzt. Wegen dieses Kaposi Sarkoms muss Dugas bald seinen Beruf aufgeben. Er stirbt am 30.3.1984. Dugas wird später lange Zeit als “Patient Null” (patient zero) bezeichnet, von dem die Epidemie ausgegangen sein soll.
Der Wissenschaftler Michael Gottlieb informiert im Juni in einem Bericht im  “Morbidity and Mortality Weekly Report” (MMWR) über eine ungewöhnliche Konstellation von Pilzinfektionen und Lungenentzündungen (PcP) bei fünf ansonsten scheinbar völlig gesunden jungen schwulen Männern aus Los Angeles. Offenbar ist das Immunsystem bei den Männern zusammengebrochen. Dieser Bericht gilt als die erste wissenschaftliche Veröffentlichung zu Aids.
Im New York Native erscheint im November ein Artikel von Michael Callen und Richard Berkowitz “Wir wissen, wer wir sind: Zwei schwule Männer erklären der Promiskuität den Krieg”.

1986

In der DDR wird beim Minister für Gesundheitswesen die ‘AIDS-Beraterkommission’ eingerichtet. Zu ihrem führenden Kopf avanciert schnell Prof. Dr. Niels Sönnichsen.
Erstmals wird ein HIV-infizierter Drogengebraucher in einer Stockholmer Seuchenklinik in Zwangsquarantäne gehalten.
Am 1. Januar bezieht die Deutsche AIDS-Hilfe DAH ihre ersten eigenen Arbeitsräume in der Berliner Straße 37 in Berlin.
Mit der Bekanntgabe der NIH, das bisher gegen Krebs (wirkungslos) eingesetzte Medikament AZT könne eventuell den Krankheitsverlauf verlangsamen, nimmt die AIDS-Forschung eine entscheidende Wende: erstmals zeichnet sich ein Medikament gegen HIV ab.
Die Internationale Kommission für Virus-Taxonomie benennt LAV und HTLV III um in “Human Immuno Deficiency Virus” (HIV). DAH und BVH (Bundesverband Homosexualität) veranstalten am 4. Juni einen “Aktionstag gegen Zwangsmaßnahmen” der Bayrischen Regierung.
Die DAH veröffentlicht das weltweit erste Unterrichtsmaterial zu HIV/Aids, das bald vom schweizerischen Bundesamt für Gesundheitswesen sowie vom österreichischen Gesundheitsministerium übernommen wird.
Rolf Rosenbrock veröffentlicht sein Buch “AIDS kann schneller besiegt werden” und prägt damit in der Folgezeit wesentlich die HIV/Aids-Prävention in Deutschland mit.

1991 – vor 20 Jahren

Vor zwanzig Jahren streiten sich Robert Gallo und Luc Montagnier darum, wem von beiden die Ehre der ersten Entdeckung des Humanen Immondefizienz-Virus HIV gebührt.
Das von der Künstlergruppe Visual AIDS in New York entwickelte Red Ribbon wird als internationales “AIDS Awareness” – Symbol eingeführt.
Auf Initiative des Referates ‘Medizin und Gesundheitspolitik’ der DAH wird die EATG European Aids Treatment Group gegründet.
Der Orden der Schwestern der Perpetuellen IndulgenzACT UP Deutschland wird gegründet (Mutterhaus in Berlin).
Aktivisten protestieren im September 1991 mit einer Stör-Aktion im Dom zu Fulda anlässlich des Abschluss-Gottesdienstes der Bischofskonferenz lautstark gegen die Positionen der katholischen Kirche zu Aids.
Mit ddI (Didanosin, Handelsname Videx®) wird im Oktober 1991 das zweite Medikament gegen Aids in den USA zugelassen.
Am 20. Juni stirbt Tennisprofi Michael Westphal an den Folgen von Aids. Der Schauspieler Brad Davis (u.a. Fassbinders ‚Querelle‘) stirbt am 8. September 1991. Am 7. November 1991 erklärte der Basketballstar ‚Magic‘ Earvin Johnson, dass er HIV-positiv ist.

1996

Vor fünfzehn Jahren wird UNAIDS als Aids-Organisation der Vereinten Nationen gegründet.
Deutsche Aids-Stiftung ‘positiv leben’ und nationale AIDS-Stiftung schließen sich zur ‘Deutschen AIDS-Stiftung’ zusammen.
Die Ära der HAART (highly active antiretroviral therapy) beginnt (siehe oben Konferenz von Vancouver).
Das New York Times Magazine betont in einem Artikel mit dem Titel “The End of AIDS: The Twilight of an Epidemic” die Hoffnungen, die mit den neuen Proteasehemmern verbunden sind.

2001 – vor 10 Jahren

Vor zehn Jahren bekommt Südafrika nach einer Einigung mit 39 Pharmaunternehmen Rechtssicherheit – kostengünstige generische Versionen von Aids-Medikamenten könne im Land vertrieben werden.
Am 1. Juni 2001 stirbt Nkosi Johnson im Alter von 12 Jahren an den Folgen von AIDS. Weltweit bekannt geworden war der südafrikanische Junge während der Welt- AIDS-Konferenz in Durban, als er mit seiner Botschaft ans Mikrofon trat “Wir sind normale menschliche Wesen. Wir können laufen, wir können sprechen.”
Parallel zum 8. Deutschen AIDS-Kongress findet vom 4. bis 7. Juli 2001 in Berlin die erste Veranstaltung unter dem Namen “Positive Begegnungen” statt.
Nach den Terror-Anschlägen auf das World-Trade-Center am 11.9.2001 befasst sich in einer Rede vor der United Nations University in Tokio am 2. Oktober 2001 UNAIDS-Direktor Peter Piot mit dem Zusammenhang zwischen AIDS und Sicherheit.

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Gedenken

Im Jahr 2011 jähren sich zahlreiche Todestage. Genannt seien nur – stellvertretend für viel zu viele weitere – Oliver Trautwein († 13.2.1996) und Ingo Schmitz († 22.5.1996) sowie Ronald M. Schernikau († 20.10.1991), Dieter Runze († 25.2.1991) und Freddy Mercury († 24.11.1991).

Ein Gedenk-Tag ist mir persönlich besonders: Am 20. August 1996 starb Rio Reiser – der Mensch, der immer wieder unvergleichliche Worte fand …

Und die Tränen von gestern wird die Sonne trocknen,
die Spuren der Verzweiflung wird der Wind verweh’n.
Die durstigen Lippen wird der Regen trösten
und die längst verlor’n Geglaubten
werden von den Toten aufersteh’n.

(Text und Musik: Rio Reiser und R.P.S. Lanrue / Ton Steine Scherben, Land in Sicht, 1975)

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HIV / Aids Jahresrückblick 2010 (Teil 3)

Das Jahr 2010 bietet für Menschen mit HIV eine gemischte Bilanz: einige gute Nachrichten, aber auch Stigmatisierung und Kriminalisierung – der dritte Teil des ‘HIV / Aids Jahresrückblick 2010′ – September bis Dezember 2010.

Diskussionen über das Engagement Deutschlands beim internationalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria – und Diskussionen um die Zukunft der Vertretung HIV-positiver Interessen in Aids-Kongressen. Zahlreiche Menschen mit HIV standen in Deutschland vor Gericht, einige wurden zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt. Eine Studie zu Prä-Expositons-Prophylaxe sorgt für Aufmerksamkeit. Besondere mediale Aufmerksamkeit erhält das neue Buch von Nadja Benaissa.

Eine Übersicht über wichtige Ereignisse des Jahres 2010 zum Thema HIV / Aids – heute der dritte Teil des ‘HIV / Aids Jahresrückblick 2010′ – September bis Dezember 2010:

September 2010

Mehr statt weniger – Ärzte ohne Grenzen macht mit Aktionen am 9. September auf Finanzierungslücken der Gesundheitsversorgung in ärmeren Ländern aufmerksam.
Zieht sich Deutschland aus der Finanzierung des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose zurück? Die DAH warnt vor einem Rückzug. Entwicklungs-Minister Niebel reagiert auf einen Brief von Rockstar Bono. Schließlich einigt sich der UN-Gipfel – Kritiker sind enttäuscht.
„Kein medizinisch relevantes Infektionsrisiko bei antiretroviral behandelten HIV-Patienten beim Geschlechtsverkehr“,sagt die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage.
In China befindet sich wieder ein Aids- Aktivist in Foltergefahr.

Oktober 2010

Ab 1. Oktober finden wieder HIV-Testwochen der Kampagne „ich weiss was ich tu!“ statt.
Auch Paare, bei denen einer oder beide Partner HIV-positiv sind, haben nach einer entsprechenden Entscheidung des gemeinsamen Bundesausschusses die Möglichkeit, die Herbeiführung einer Schwangerschaft durch künstliche Befruchtung als Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Anspruch zu nehmen.
Die Deutsche Aids-Gesellschaft hat einen “erneute Stellungnahme” zum EKAF-Statement vorgelegt. Sie stimmt darin in Teilen der Position von EKAF und DAH zu. Ende des Monats veröffentlicht auch die dagnä erstmals ihre Position zum EKAF-Statement.
HIV-Medikamente als Mittel der Aids-Prävention – ein viel diskutiertes Konzept in den letzten Monaten.  Eine Studie aus China zeigt, dass auch bei ‚test and treat‘ im realen Leben manchmal einiges anders laufen kann als in der Theorie erwartet.
Bei der Behandlung HIV-Infizierter beim Zahnarzt gelten keine über Standardhygiene hinaus gehenden hygienischen Anforderungen, betonen DAIG und dagnä in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Zu 1.140 Euro Schadenersatz wurde ein HIV-positiver Mann in Köln verurteilt, wegen Sex ohne Kondom. Er musste dem Kläger 75% der Kosten für Medikamente erstatten.
Bewegt sich die katholische Kirche in der Kondom-Frage? In der Schweiz jedenfalls gibt’s (vereinzelt) Kondome von der Kirche, und Papst Benedikt äußert sich erstmals fallweise positiv zu Kondom-Verwendung.

November 2010

„Positiv zusammen leben – aber sicher!“ gestartet. Im Mittelpunkt der neuen Welt-Aids-Tags-Kampagne stehen HIV-positive Menschen, die authentisch Einblick in ihr Leben geben und von ihren alltäglichen Erfahrungen berichten.
In Berlin wird ein Millionen-Betrug eines Apothekers mit Aids-Medikamenten aufgedeckt.
Die Zahl der HIV-Neudiagnosen hat sich in Deutschland 2010 weiter stabilisiert, teilt das RKI mit. Auch die Zahl der Aids-Toten ist in Deutschland leicht rückläufig.
Die vorbeugende Einnahme bestimmter antiretroviraler Medikamente könnte das Risiko einer HIV-Infektion deutlich reduzieren – darauf scheinen Ergebnisse der ersten “PrEP-Studie” ‘iPrEx’ hinzudeuten. Die Studie wird kontrovers diskutiert, viele Fragen zu PrEP bleiben auch nach iPrEx offen.
HIV und die Arbeitswelt – in zwölf Foto-Motiven thematisiert ein neuer Wandkalender wichtige Fragen zu HIV im Erwerbsleben. Das US-Magazin ‚Time‘ erklärt PrEP zum ‚Bedeutendsten medizinischen Durchbruch 2010‘.

Dezember 2010

„Über können Sollen und wollen Dürfen“ – ondamaris-Herausgeber Ulrich Würdemann macht sich in der Paulskirchen-Rede am 1. Dezember 2010 Gedanken zur Zukunft der Interessenvertretung HIV-Positiver.
Tätowieren wäre effizienter und ehrliche„, kommentiert Michèle Meyer Bemühungen in der Schweiz, dass frisch HIV-positive Getestete ihre Sexpartner per SMS informieren.
Ein 65jähriger HIV-positiver Mann aus dem niedersächsischen Celle muss sich seit dem 6. Dezember 2010 in Lüneburg vor Gericht verantworten. Ihm wird Missbrauch in 403 Fällen vorgeworfen.
Cablegate – die Veröffentlichung Tausender US-Diplomaten-Depeschen durch die Enthüllungsplatform Wikileaks – fördert auch einige Aussagen im Kontext HIV/Aids zutage – von Banalem bis Korruption.
Erstmals seit 2003 wurden im Jahr 2009 wieder weniger als 3.000 Syphilis-Neudiagnosen mitgeteilt, so das Robert-Koch-Institut.
In der online-Ausgabe der Fachzeitschrift AIDS werden Empfehlungen zum Umgang mit akuter Hepatitis C bei HIV-Infizierten veröffentlicht.

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Der erste Teil des ‚HIV / Aids Jahresrückblick 2010‘ – Januar bis April 2010 ist am 13.12.2010 erschienen. Der zweite Teil (HIV / Aids Jahresrückblick 2010 (Teil 2) Mai bis September) erschien am 20.12.2010.

HIV / Aids Jahresrückblick 2010 (Teil 2)

Das Jahr 2010 bietet für Menschen mit HIV eine gemischte Bilanz: einige gute Nachrichten, aber auch Stigmatisierung und Kriminalisierung – der zweite Teil des ‘HIV / Aids Jahresrückblick 2010′ – Mai bis August 2010.

Diskussionen über die Zukunft der Vertretung HIV-positiver Interessen in Aids-Kongressen. Ermittlungen gegen Aids-Leugner. Zahlreiche Menschen mit HIV standen in Deutschland vor Gericht, einige wurden zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt. Besondere mediale Aufmerksamkeit erhält das Urteil gegen Nadja Benaissa Ende August.

Eine Übersicht über wichtige Ereignisse des Jahres 2010 zum Thema HIV / Aids – heute der zweite Teil des ‘HIV / Aids Jahresrückblick 2010′ –Mai  bis August 2010:

Mai 2010

Anfang Mai 2010 stellt die Deutsche AIDS-Hilfe DAH einen unter Beteiligung einiger Community-Vertreter/innen gemeinsam mit der DAIG Deutsche AIDS-Gesellschaft erarbeiteten Entwurf für eine Erklärung zu den zukünftigen Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongressen (DÖAKs) zur Diskussion.
Anfang Mai 2010 beginnt die Universität Berkeley mit Ermittlungen gegen Peter Duisberg. Er gilt seit vielen Jahren als eine der zentralen Figuren der Aids-Leugner.
Der chinesische Aids-Aktivist Wan Yanhai verlässt China und flieht in die USA.
Am 19. Mai 2010 startet “Born HIV Free”, die neue Kampagne des  Globalen Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria zur Bekämpfung der Mutter-Kind-Übertragung von HIV.

Juni 2010

Jürgen Windeler, bisher Leiter des Fachbereichs evidenzbasierte Medizin des Medizinischen Diensts der Krankenkassen, wird ab 1.9.2010 neuer Chef des IQWIG.
Der Berliner Mediziner Dr. Gero Hütter wird vom AIDS Policy Project in San Francisco und San Franciscos Supervisor Ross Mirkarimi im Rathaus von San Francisco ausgezeichnet – für “die erste funktionale Heilung von HIV/Aids”.
Am 4. Juni startet europaweit die größte Befragung schwuler Männer, die es je gegeben hat. In der Studie ‚EMIS‘ werden europaweit Schwule über HIV, andere sexuell übertragbare Infektionen und ihr Safer-Sex-Verhalten befragt.
Die seit 4 Jahren bestehende Informationsplattform www.aids-laenderberichte.de geht am 14. Mai frisch renoviert an den Start.
Die erfolgreiche öffentlich-private Partnerschaft in der Aidsprävention zwischen dem Verband der privaten Krankenversicherung e.V. (PKV) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)wird weitere 5 Jahre fortgeführt.
Auf ihrer “99th Session of the International Labour Conference, 2010″ verabschiedet die ILO die “Resolution concerning the promotion and the implementation of the Recommendation on HIV and AIDS and the world of work, 2010″.

Juli 2010

Für eine Verpflichtung, an ‘Orten sexueller Begegnungen” kostenlos Kondome auszulegen, gebe es keine gesetzliche Grundlage, stellt die Bundesregierung in einer Unterrichtung fest. Der Safe-Environment-Ansatz solle auf kommunaler und Länder-Ebene ausgebaut werden.
Namibia hat mit Wirkung ab 1. Juli 2010 seine Einreisebeschränkungen für HIV-Positive aufgehoben.
Am 13. Juli geht das Portal www.aidshilfe.de neu gestaltet online.
Vom 18. bis 23. Juli findet in Wien die XVIII. Welt-Aids-Konferenz statt (Bericht 19.7., Bericht 20.7., Bericht 21.7., Bericht 22.7., Bericht 23.7.)
Die Gemeinsame Erklärung der Deutschen AIDS-Hilfe und der Deutschen AIDS-Gesellschaft zur Beteiligung der deutschsprachigen Communities am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress wird präsentiert.

August 2010

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut, STIKO, hat ihre Impfempfehlungen aktualisiert und im Epidemiologischen Bulletin 30/2010 veröffentlicht. Die aktualisierten Empfehlungen enthalten auch Hinweise zu Impfungen bei HIV-Infektion.
Das Österreichische Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen warnt vor bestimmten HIV-Heimtests, da sie eine eine HIV-Infektion nicht verlässlich nachweisen oder ausschließen können.
Am 16. August beginnt der Prozess gegen Nadja Benaissa. Am 26. Augiust wird die Pop-Sängerin verurteilt. Die DAH bedauert das Urteil.
Ein HIV-positiver Kläger kann sich vor dem Bundessozialgericht durchsetzen: der vom Träger der Grundsicherung abgelehnte Mehrbedarf für Hygiene ist rechtens.
Am 26. August 2010 beginnt in Bielefeld  die größte europäische Selbsthilfekonferenz für HIV-Positive, die ‚Positiven Begegnungen 2010‚.

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Der erste Teil des ‚HIV / Aids Jahresrückblick 2010‘ – Januar bis April 2010 ist am 13.12.2010 erschienen. Der dritte Teil (September bis Dezember) erscheint am 27.12.2010.

HIV / Aids Jahresrückblick 2010 (Teil 1)

Das Jahr 2010 bietet für Menschen mit HIV eine gemischte Bilanz: einige gute Nachrichten, aber auch Stigmatisierung und Kriminalisierung – der erste Teil des ‚HIV / Aids Jahresrückblick 2010‘ – Januar bis April 2010.

Mehrere Staaten haben ihre Einreiseverbote für Menschen mit HIV aufgehoben. Einige klinische Studien zu experimentellen Impfstoffen, Prä-Expositions-Prophylaxe oder Mikrobiziden lieferten positive Ergebnisse. Zahlreiche Menschen mit HIV standen in Deutschland vor Gericht, einige wurden zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt. Besondere mediale Aufmerksamkeit erhält der Prozess gegen Nadja Benaissa im August.

Eine Übersicht über wichtige Ereignisse des Jahres 2010 zum Thema HIV / Aids – heute der erste Teil des ‚HIV / Aids Jahresrückblick 2010‘ – Januar bis April 2010:

Januar 2010

Das Jahr beginnt mit einer für Menschen mit HIV erfreulichen Änderung: die Aufhebung des seit 1987 bestehende Einreiseverbot für HIV-Positive in die USA tritt in Kraft.
Patientenakten können unter Umständen auch vor Gericht verwertet werden” – zu diesem Schluss kommt ein von der Deutschen Aids-Hilfe (DAH) in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten.
In Österreich wird ein elf Monate altes lebensgefährlich erkranktes HIV-positives Mädchen gegen den Willen der Eltern behandelt – auf Anweisung der Behörden. Die Eltern scheinen Anhänger eines Aids-Leugners zu sein.
Vorstand und Stiftungsrat des IQWIG beschließen am 22. Januar 2010, dass der Vertrag des bisherigen Leiters des Institut, Peter Sawickis, Ende August 2010 ausläuft und nicht verlängert wird.
Ende Januar 2010 wird in Paris die erste französische Aids-Präventions-Broschüre für Trans vorgestellt.
Der französische Philosoph Daniel Bensaïd stirbt am 12. Januar 2010 an den Folgen von Aids. Am 22. Januar 2010 stirbt Stephanie Schmidt, langjährige JES-Aktivistin.

Februar 2010

Nach langem Warten wird in Europa eine neue Formulierung von Ritonavir (Handelsname Norvir®) als hitzestabile Tablette zugelassen.
Ein Dauerthema im Alltag HIV-Positiver: wieder einmal verweigert ein Zahnarzt einem HIV-Positiven die Behandlung.
Die Deutsche Hämophilie-Gesellschaft fordert Anfang Februar 2010 Bundesgesundheitsminister Rösler auf, möglichst bald eine Lösung für die Fortführung der Stiftung “Humanitäre Hilfe für durch Blutprodukte HIV-infizierte Personen” zu finden.
Das Bundesverfassungsgerichtes erklärt am 9. Februar 2010 die Hartz-IV-Regelsätze für Kinder und Erwachsene als verfassungswidrig.
Die Staatsanwaltschaft Darmstadt teilt am 12. Februar 2010 mit, dass gegen den Pop-Star Nadja Benaissa Anklage wegen vollendeter und versuchter gefährlicher Körperverletzung erhoben wird

März 2010

Das Gericht sieht in der umstrittenen Vorratsdatenspeicherung einen Verstoß gegen das Telekommunikationsgeheimnis und erklärte sie für verfassungswidrig.
Facelifting für die Internetseite der erfolgreichen Kampagne „ich weiss was ich tu!“ – seit 8. März 2010 erstrahlt die Site in neuem Glanz.
Ein 25jähriger HIV-positiver Mann wird am 8. März 2010 in Rastatt zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, seinen Partner wissentlich mit HIV infiziert zu haben.
Maxim Popov, usbekischer Aktivist in der Aids-Prävention, wird Anfang März 2010 zu sieben Jahren Haft verurteilt – u.a. wegen ‘antisozialem Verhalten’.
Chinesische Behörden verweigern dem australischen Schriftsteller Robert Dessaix die Einreise zu einem Literatur-Festival in Schanghai – aufgrund seiner HIV-Infektion.
29 europäische und nationale Organisationen fordern Mitte März 2010 den neu gewählten EU-Kommissar Dalli auf, den Gesetzentwurf zu Patienteninformation komplett umzuschreiben, damit er den Interessen der VerbraucherInnen an guter PatientInneninformation gerecht wird.
Ein 48jähriger HIV-positiver Mann wird am 25. März 2010 in Berlin zu fünf Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Er wurde schuldig gesprochen, einen 13jährigen Jungen mehrere Tage sexuell missbraucht zu haben.
Blut-Untersuchungen bei Stellen-Bewerbern sind nur im Ausnahmefall zulässig. Der Autokonzern Daimler unterlag vor der baden-württembergischen Datenschutz-Aufsicht.

April 2010

Der Vorsitzende des Verbandes der privaten Krankenversicherung (PKV), Reinhold Schulte, leitet künftig den Stiftungsrat der Deutschen AIDS-Stiftung.
Am 17. April, dem Welthämophilietag, ruft die Weltgesellschaft der Hämophilen (WFH) alle Hämophiliegesellschaften auf, die Öffentlichkeit auf das Thema Hämophilie aufmerksam zu machen.
Jean Le Bitoux, französischer Aktivist für die Rechte von Schwulen und Lesben und Gründer der französischen Schwulenzeitschrift Gai Pied, stirbt am 20. April 2010 im Alter von 62 Jahren.
Die Volksrepublik China hebt Ende April 2010 ihre Einreisebeschränkungen für Menschen mit HIV auf.

Jahresrückblick: positiv negativ 2008 (Teil 2)

Vom Homo-Denkmal bis EKAF-Diskussionen, das Jahr 2008 hatte schwulen- und aidspolitisch einiges zu bieten. Bevor 2009 anfängt turbulent zu werden, in den ersten Tagen des Jahres eine Rückschau: Highlights und Nieten 2008 – was war positiv, was fiel negativ auf im Jahr 2008?

Teil 2 des ondamaris-Jahresrückblick 2008 (Teil 1 des ondamaris-Jahresrückblick 2008 erschien am 2.1.2009)

Juli 2008

US-Präsident George W. Bush unterzeichnet das PEPFAR-Gesetz und kippt damit das HIV-Einreiseverbot. Die Umsetzung lässt jedoch lange auf sich warten. Bushs Aids-Politik baut weitgehend auch auf Abstinenz – die sich als unwirksam in der HIV-Prävention erweist. Auch Russland überlegt sein Einreiseverbot zu ändern. mit HIVtravel.org wird ein neues Internetangebot zu Reisen mit HIV vorgestellt.
In der Schweiz wird ein Mann der ungetestet auf HIV ist dennoch schuldig gesprochen.
In Deutschland geht die Diskussion um das EKAF-Statement weiter ‚alles wird anders und alles bleibt gleich‚.
Rosa Listen in Frankreich? Eine ‚Störer-Datei‘ (später vorübergehend Edvige benannt) soll auch Angaben zu Homosexualität und HIV speichern.
Am Rand des Rostocker CSDs kommt es zu rechten antischwulen Schmierereien.
Der Pharmakonzern Hoffmann-LaRoche stellt seine Aids-Forschung ein.
Einer der früher aggressivsten Kämpfer gegen Rechte für Lesben und Schwule, Jesse Helms, ist tot.

August 2008

Auf dem Welt-Aids-Kongress in Mexico City stellen Menschen mit HIV und Aids ihr Mexico Manifest vor.
Die EU-Grundrechte-Agentur veröffentlicht einen Bericht zu Homophobie und Diskriminierung. Und das Netzwerk plus macht auf den Zusammenhang zwischen Aids und Armut aufmerksam.
Und in Fulda Kondome zu verkaufen ist mancherorts immer noch verboten.

September 2008

Immer noch wird diskutiert über das Statement der EKAF – Drohkulisse oder Chance? Zudem rückt ein weiteres Thema langsam mehr in den Vordergrund: HIV und Alter.
Das im August beschädigte Denkmal für die im Nationalsoizialismus verfolgten Homosexuellen ist repariert – es wird wieder geküsst.
In Frankreich wird umbenannt: Rosa Liste Edvige jetzt ohne Homo-Daten?; parallel fordert die Regierung von der UN die Entkriminalisierung der Homoesexualität.

Oktober 2008

UNAIDS macht sich Gedanken über die Nachfolge von Peter Piot. Festus Mogae, früherer Staatspräsident Botswanas, erhält einen hohen Preis für gute Aids-Politik. Und der in China inhaftierte Aids-Aktivist Hu Jia erhält den Sacharow-Preis. International leider immer wieder Thema: die zunehmende Tendenz zu Kriminalisierung der HIV-Infektion.
Und sie bewegt sich doch … nach der Wahl eines neuen DAH-Vorstands: die DAH schließt sich dem Mexiko Manifest an. Die Bundesregierung hingegen denkt immer noch, EKAF habe keine Auswreikungen auf die HIV-Prävention. In der Folge der EKAF-Debatte wird zudem diskutiert, ist die so genannte Rektalstudie sinnvoll? Zudem stellt die DAH den Film ‚Jung Positiv‘ vor.
Zudem präsentiert die DAH als Meilenstein der HIV-Prävention ihre bundesweite Präventionskampagne für Männer, die Sex mit Männern habenich weiss was ich tu‚, und die BzgA signalisiert Unterstützung.
Ein positiver Mann erstreitet erstmal eine Entschädigung wegen HIV-Diskriminieurng.
Mit dem Thema ‚Schwule Männer im Alter‚ beschäftigt sich in Berlin ein Fachkongress. Und Georges-Louis Tin macht sich Gedanken über Homophobie und die heterosexuelle Kultur.

November 2008

Welt-Aids-Tags-Empfang der DAH – u.a. mit einer Rede von Bundeskanzlerin Merkel.
In der immer noch laufenden EKAF-Debatte positioniert sich die Aids-Hilfe Hessen: Restrisiken maximal wie bei safer sex.
Das RKI meldet eine Stabilisierung der Zahl der HIV-Infektionen. Und Fachwelt wie auch Laien diskutieren – Berlin-Patient, ein neuer Weg zur Heilung?
In den USA formiert sich nach einem Verbot der Homo-Ehe in mehren Bundesstaaten eine Bewegung für gleiche Rechte, zahlreiche Menschen sagen Nein zum Hass. Ziel der Proteste sind u.a. die Mormone, die mit starken finanziellen Mitteln Homo-Ehe-Gegner unterstützt haben.
Am 30. November wird Geburtstag gefeiert: Wenn alte Mühlen brennen – Melitta Poppe wird 60.

Dezember 2008

Die DAH fordert Bleibercht für HIV-positive Flüchtlinge. Und in Braunschweig verhindert ein Gericht die Abschiebung einer aidskranken Frau nach Burundi.
Die ‚Bochow-Studie‘ zeitg: safer sex weiterhin stabil auf hohem Niveau.
Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen wird erneut beschädigt.
Und EU-Kommissar Verheugen versucht’s erneut – die Pharmaindustrie darf Patienten informieren.

Jahresrückblick: positiv negativ 2008 (Teil 1)

Vom Homo-Denkmal bis EKAF-Diskussionen, das Jahr 2008 hatte schwulen- und aidspolitisch einiges zu bieten. Bevor 2009 anfängt turbulent zu werden, in den ersten Tagen des Jahres eine Rückschau: Highlights und Nieten 2008 – was war positiv, was fiel negativ auf im Jahr 2008?

Teil 1 des ondamaris-Jahresrückblick 2008 (Teil 2 des ondamaris-Jahresrückblicks folgt morgen)

Januar 2008

Beschirmt Bundesfamilienministerin Homo-Heiler?‚, diese Frage kommt angesichts der Schirmherrschaft der Bundesfamilienministerin von der Leyen für das ‚Christival 2008‘ auf.
Nach langen Debatten ist das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Januar 2008 baulich fertiggestellt. Im Mai wird es feierlich eingeweiht.
Die Eidgenössische Kommission für Aids-Fragen EKAF veröffentlicht ihr lange erwartetes Statement ‚keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs‚. ‚Endlich spricht das mal jemand aus …‚, kommentierte Bernd Aretz dieses EKAF-Statement.

Februar 2008

In Berlin jährt sich zum 75. Mail die Zerstörung des Instituts für Sexualwissenschaften von Magnus Hirschfeld.
Das ‚Christival 2008‘ führt immer noch zu Diskussionen – ‚Staatsgeld für Homo-Heiler?‚.
Im französischen Sportfernsehen findet erstmals das ‚Coming-Out eines Profi-Fußballers‚ statt; kurz zuvor berichtet die FR über ‚Coming-Out in der Bank‚.
Das Statement der EKAF führt zu zahlreichen EKAF-Reaktionen und breiten Diskussionen: ‚das darf man doch nicht laut sagen‚ denken die einen, die damalige DAH-Vorstandsfrau Maja Czajka will ‚Betroffene zu beteiligten machen‚, ‚Sind Kondome wirklich sicher?‚, fragt satirisch Memelchen von Hindenburg; ‚vorwärts nimmer, rückwärts immer?‚.

März 2008

Die EKAF-Diskussionen gehen weiter – ‚die Debatte um die Infektiosität‚, ‚ein schweizer Meilenstein‚, auch bei einer Podiumsdiskussion ‚mehr Mut, weniger Aufregung‚. Der Delegiertenrat der DAH reagiert: ‚neue Wege sehen – neue Wege gehen!‚ und Netzwerk plus formuliert ‚lebensnahes Risikomanagement‚.
Christival und kein Ende – ‚Homophobe ohne Räume‚.
In Ägypten leben HIV-Positive gefährlich.
Die Welt lacht – über Fulda, dort ist stellenweise Kondome verkaufen verboten.
Die Bundesregierung führt (via Pflegegesetz) durch die Hintertür und weitgehend unbemerkt das Schuldprinzip in die Krankenversicherung ein.
Griechenland plant unterdessen ein neues Partnerschaftsgesetz, und Blogger protestieren gegen Diskriminierung, denn das Gesetz soll  nur für Hetero-Paare gelten. Und Frankreichs Staatspräsident Sarkozy ist sauer darüber, dass seine Frau Carla Bruni nackt für safer sex geworben hat …

April 2008

Nach dem EKAF-Statement stellt sich umso mehr die Frage ‚Superinfektion mit HIV – was ist dran?‚. Aber auch die Frage HIV-Positiv Arbeiten beschäftigt viele HIV-Infizierte.
Die Einreiseverbote mit HIV führen zur Einsetzung einer internationalen Arbeitsgruppe HIV-Einreisebeschränkungen.
Ägypten tut sich hervor mit Schwulenverfolgung statt HIV-Prävention.
King of Porno Jean-Daniel Cadinot ist gestorben.

Mai 2008

In Ägypten bestätigt ein Gericht die Urteile gegen HIV-Positive.
In Istanbul muss sich die Schwulengruppe Lambda auflösen. Die Türkei solle vor einem EU-Beitritt Homo-Rechte garantieren, wird gefordert.
In Großbritannien darf eine HIV-positive Frau nach Uganda abgeschoben werden, urteilt ein Gericht.
In Deutschland scheint EKAF in der (juristischen) Praxis zu landen: ein HIV-Positiver wird mit der Begründung ’nicht ansteckend‘ freigesprochen.
Am 27. Mai 2008 wird das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen eingeweiht. Schon am Monatsanfang war in Berlin u.a. mit einer Rede von Martin Dannecker das Magnus-Hirschfeld-Ufer eingeweiht worden.

Juni 2008

Mitte Juni veranstalten in Frankfurt die Universität und die Deutsche Aids-Hilfe die Ethik-Konferenz.
Auf einer Gedenkveranstaltung anlässlich des Berliner CSDs ist auch Rudolf Brazda, einer der letzten überlebenden homosexuellen NS-Opfer, anwesend. Parallel zum ‚großen‘ CSD findet auch der Transgeniale CSD Ibne Kreuzberg statt. Und die Regenbogenflagge wird 30 Jahre alt.

Teil 2 des Jahresrückblicks 2008 folgt übermorgen …